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„Männer teilen doch nicht die Macht“

■ Eine Diskussion auf Einladung der PDS zeigte: Die sogenannte Teilzeitoffensive des Berliner Senats ist so gut wie nichts wert / Viele leere Versprechungen

„Teilzeitoffensive – wie das klingt! Da ist plötzlich von Dingen die Rede, für die wir Frauen im Westen jahrelang gekämpft haben. Mit einem Mal soll, wer nicht mehr so viel arbeiten will, dies problemlos tun können? Selbst die Sache mit der Altersabsicherung soll geklärt sein?“ Bei näherer Betrachtung, so Petra Ojeniyi, Frauenvertreterin im Bezirksamt Kreuzberg, erweist sich jedoch die vom Senat angeregte Initiative für mehr Teilzeitarbeit als großer Flop.

Die Euphorie von Arbeitssenatorin Christine Bergmann teilten Wissenschaftlerinnen, Frauenvertreterinnen, Gewerkschafterinnen und andere interessierte Frauen, die der Einladung der PDS zu einer Diskussionsrunde in Sachen Teilzeitarbeit gefolgt waren, nicht. „Viele BerlinerInnen wünschen sich eine Teilzeitbeschäftigung“, hatte diese gesagt. Daß letzteres nicht stimmt, schilderte Kreuzbergs Frauenbeauftragte Petra Ojeniyi. „Wir haben im Bezirk 834 teilzeitarbeitende Frauen und 62 Männer. Keiner von ihnen arbeitet in irgendeiner Leitungsposition. In den Führungsebenen sitzen zudem ausschließlich Männer, und die teilen doch nicht ihre Macht.“ Auch Petra Drauschke, Mitarbeiterin im Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg, das die Studie verantwortet, argumentierte anders: „Fast die Hälfte der Frauen, die Teilzeit arbeiten, verdient nicht mehr als 1.500 Mark.“ Teilzeitbeschäftigte Männer haben fast nie Kinder.

Bei Frauen ist es genau umgekehrt. Während nicht vollbeschäftigte Männer in der Regel zusätzliche Freiräume für individuelle Genüsse, für Studien oder zur Regenerierung ihres Körpers gewönnen, würden Frauen, die Teilzeit arbeiten, mehr Zeit in die Hausarbeit investieren, da ihre Männer mehr Zeit auf der Arbeit verbrächten.

Um ein arbeitsmarktpolitisches Programm handle es sich bei der Senatsinitiative jedenfalls nicht. „Ehe ich gar keinen Job habe, gehe ich lieber in Teilzeit“, sei das auffallende Argument von unter Druck gesetzten Frauen, beschreibt Petra Christoph, Betriebsrätin einer großen Handelskette, ihre Erfahrungen. Die Arbeitszeiten würden auf ein derart niedriges Niveau gedrückt, daß die Frauen mehr verdienten, wenn sie Arbeitslosengeld bekämen.

Auch im Kita-Bereich, so Susanna Brodersen, Frauenbeauftragte in Steglitz, seien Dinge im Gange, bei denen Frauen auf dem Arbeitsmarkt nur als Verschiebemasse betrachtet würden. Um in den Ostbezirken den sogenannten Stellenüberhang abzubauen, sollen sich Erzieherinnen einigen, Teilzeit zu arbeiten. „Ansonsten wurden ,andere Maßnahmen‘ angedroht.“ Den Frauen gleichzeitig zu versprechen, daß sie nach drei Jahren Teilzeit wieder eine Vollzeitstelle erhielten, hält die Steglitzerin für bar jeder Realität.

Konsequenzen dieser ersten Ost-West-Bestandsaufnahme von Frauen im Kreise der PDS stehen derzeit noch aus. Ein Thema, inklusive der Bestrebungen um eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung bei partiellem Einkommens- und Personalausgleich, soll es im Vorfeld der Abgeordnetenhauswahlen allerdings werden. Quer durch alle Parteien, so Anneliese Braun, müsse Arbeit neu bewertet und eingebettet in internationalen Dimensionen betrachtet werden. Kathi Seefeld

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