Schwarzer Sonntag für Bremerhavens SPD

■ Beckmeyer droht mit personellen Konsequenzen in der Partei / Welche - sagt er nicht

Die Wahl wurde auch für die Bremerhavener SPD zu einem schwarzen Sonntag: Wie in Bremen mußten die SozialdemokratInnen eine herbe Schlappe einstecken. Mit 35,5 Prozent der WählerInnenstimmen verloren sie im Vergleich zu 1991 5,6 Prozent und wurden von ihren härtesten Gegnern, den ChristdemokratInnen, eingeholt. 34,2 Prozent der WählerInnen gaben der CDU ihre Stimme - ein Zuwachs von 6,9 Prozent. Beide Parteien schicken jeweils acht Abgeordnete in die Bürgerschaft.

Bremerhavens SPD-Chef Uwe Beckmeyer gibt auch seinen eigenen ParteigenossInnen die Schuld an der Misere: „Unsere Wohnungspolitik wurde durch Mandatsträger aus den eigenen Reihen unterlaufen.“ Gemeint ist der geplante Verkauf der Städtischen Wohnungsgesellschaft (Stäwog), für den sich unter anderem Richard Skribelka, Vorsitzender der SPD-Fraktion, wiederholt eingesetzt hat. „Da ist es doch kein Wunder, wenn die Bürger bei solchen Situationen irre werden“, schimpft Beckmeyer. Einen Grund für den Rücktritt des SPD-Unterbezirksvorstands sieht er nicht. Wohl aber für andere parteipolitische Konsequenzen: „Wir werden jetzt verstärkt über deutliche personelle Schnitte nachdenken“, kündigt er an. Darüber hinaus habe die AfB der Partei „schwer zu schaffen gemacht“.

Die Wählerinitiative Arbeit für Bremen und Bremerhaven (AfB), erreichte in der Seestadt auf Anhieb 7,6 Prozent und wird zwei Abgeordnete in die Bürgerschaft schicken. Sie holte sich ihre Wähler tatsächlich aus den SPD-Hochburgen oder aus Stadtteilen, die bisher für ihre Nähe zur FDP bekannt waren.

Spitzenkandidat Werner Lenz sieht das allerdings anders: „Die AfB war es, die die DVU-Stimmenanteile überall heruntergeholt hat“, brüstet er sich. Der Blick in die Wahlstatistik entlarvt dies als schieres Wunschdenken: Lediglich in der DVU-Hochburg Buschkämpen sahnte die Wählerinitiative Stimmen ab. Zwar machte die AfB der DVU auch in Leherheide-West Konkurrenz - doch die meisten DVU-Stimmen gingen hier an die CDU.

Daß die AfB in Bremen mit 11,3 Prozent deutlich besser abgeschnitten hat, iritiert Lenz nicht:“Die AfB ist eine Bremer Geburt, deshalb hatten wir es sehr viel schwerer. Außerdem ist Rebers politisch nicht so vorbelastet. Was man mir ankreidet ist, daß ich so lange in der SPD war.“ Mit seiner ehemaligen Partei geht er hart ins Gericht: „Der SPD Vorstand müßte jetzt zurücktreten - die AfB ist der größte Gewinner der Bremischen Bürgerschaft“.

Als klare Verlierer fühlen sich hingegen die Freien Demokraten. Mit dem mageren Ergebnis von 3,7 Prozent fliegt die Partei aus der Bürgerschaft. Spitzenkandidat Harald Neujahr ist fassungslos und versteht die Welt nicht mehr:“Ich werde in den Schuldienst zurücckehren.“ Auch für die anstehende Wahl des Oberbürgermeisters hat das Ergebnis entscheidende Konsequenzen: Nach dem Scheitern seiner Partei dürfte die Kandidatur des Landesvorsitzenden und Ex-Bundestagsabgeordneten Manfred Richter für den Posten des Oberbürgermeisters vom Tisch sein.

Ihren Hut nehmen müssen auch die beiden Kandidaten der rechtsextremen DVU. Die Partei hatte bei der letzten Wahl 1991 in Bremerhaven noch 10,1 Prozent. Diesmal schaffte sie mit 4,7 Prozent die Fünf-Prozent-Hürde nicht, doch nur 168 Stimmen fehlten.

Dagegen legten die Bündnisgrünen zu: Zwar waren sie mit 11,3 Prozent nicht so erfolgreich wie in Bremen (13,4 Prozent), sie buchten allerdings mit einem Plus von 2,5 Prozent einen weiteren Sitz in der Bürgerschaft. Neben dem Spitzenkandidat Manfred Schramm wird künftig Gerhild Engels Platz nehmen.

Ganz unten in der Gunst der Wähler stand die PDS, mit 1,4 Prozent. Gerade mal so viel wie die „Grauen“. Die Wahlbeteiligung in Bremerhaven hat sich drastisch verschlechtert: Nur 61,1 Prozent der 95.034 Wahlberechtigten gingen zur Urne - 1991 waren es noch 65,38 Prozent. ks