Uni völlig unpanisch

■ Nur ein kleines Häuflein StudentInnen interessiert sich für die Asbestverseuchung

An der Uni sind sich inzwischen alle einig: Das Asbestverseutche GW2 kann nur in klienen Schritten saniert werden. Nur daß die StudentInnen davon noch nichts wissen. Auf einer noch im letzten Semester abgehaltenen Vollversammlung hatten sie sich einstimmig für eine sofortige Vollsanierung ausgesprochen. Der AstA hatte deshalb gestern mit großem Aufgebot zu einer neuen Vollversammlung aufgerufen. Vom Personalrat, über Sicherheitsingenieur, Betriebsarzt und nicht zuletzt Rektor Jürgen Timm waren erschienen. Doch „die Leute haben einfach keine Lust mehr noch über Asbest zu reden“, vermutet Wiebke Baumann, von der Asbest-AG die fassungslos vor einem kleinen Haufen von 30 StudentInnen stand. Im letzten Jahr waren noch knapp 300 gekommen.

Der AstA wollte eine neue Beschlußvorlagen verabschiedet wissen, wonach sich die StudenInnen mit dem neuen Verfahren der nächsten Sanierungschritte einverstanden erklären. Und der AstA will durchsetzen, daß sich die StudentInnen an der Planung eventueller Umbaumaßnahmen des als besonders häßlich geltende Gebäudes mitbeteiligt werden. Hehere Vorstellungen, die allerdings am Interesse der Betroffenen offensichtlich vorbeigingen.

Ohnehin ist die Finanzierung des GW2-Umbaus und der Sanierung nach der Bürgerschaftswahl alles andere als sicher. Die Ampel hatte zwar noch Zusagen gemacht, doch ob die angesichts der maroden Haushaltslage und der unsicheren Koalitionsaussichten eingehalten werden, daran zweifelt mittlerweile selbst der Rektor. Der forderte gestern die StudentInnen unverblümt auf, sie sollten sich bei den entsprechenden politischen Stellen bemerkbar machen.

Das Drama rund um das GW2 hatte im September letzten Jahres seinen Anfang genommen: Beim Beheben eines Brandschadens wurde festgestellt, daß Asbestfasern über dem zulässigen Richtwert des Budesgesundheitsamtes in der Luft schwirrten. Die Angestellten und StudentInnen waren aufgebracht und forderten eine Schließung und eine Sofortsanierung des Gebäudes. Die scheiterte allerdings am Geld. Das war zu knapp, um Ausweichquartiere für ca. 8000 StudentInnen anzumieten.

Damals versprach der Rektor, sich für eine Grundsanierung einzusetzen. Eine erneute Untersuchung erbrachte dann aber erstaunliche Meßwerte: Von Experten wurden die betroffenen Räume mit 79 Punkten bewertet. Eine Sanierung wird erst ab 80 Punkten dringend notwendig. Dann hätte die Uni Geld aus dem Asbestsanierungs-Topf des Senats erhalten können. So aber gibt es nichts. Nun soll der Bund die Sanierung mitfinanzieren, wobei die Uni selbst tief in die eigene Tasche greifen muß.

„Im Sommer wird der durch den Brand geschädigte A-Trakt wieder für Lehrveranstaltungen zur Verfügung stehen“, versprach gestern der Rektor. Die Sanierungs- und Baumaßnahmen für den B-Trakt werden voraussichtlich erst Anfang nächsten Jahres beginnen und dann in Teilabschnitten erfolgen.

„Wir wollen einen Gesundheitszirkel gründen, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen können, wenn sie gesundheitlich Probleme haben oder sich psychisch belastet fühlen“, sagte Vassiliki Breuning-Lyriti vom Uni-Personalrat. Der AstA forderte eine unabhängigen Kommission, die die Sanierungsmaßnahmen kritisch verfolgt. All dem scheint nichts im Wege zu stehen, denn: „Wir ziehen alle an einem Strang“, so Martin Schnatmeyer vom AstA, und so wurden denn die neuen Vorschläge gestern einstimmig verabschiedet.

Die StudentInnen und MitarbeiterInnen im GW2 müssen sich nun auf lange Sanierungszeiten einstellen. Das Risiko und die Panik sind verflogen. Rektor Timm machte Mut: „Ich glaube, daß es keinen von uns erwischen wird.“ LG