„Nicht an Ausländer vermieten“

■ Polizei ärgert die Männer auf dem Flüchtlingsschiff Embrica Marcel

Eine neue Krise rüttelt an den Planken des Flüchtlingsschiffs „Embrica Marcel“ im Industriehafen. So sehen es zumindest die Männer des multikulturellen Komitees, das seit Anfang des Jahres die wenigen Rechte der Schiffsbewohner vertritt. Sie meinen, daß Herbert Herweck, Kapitän des Asylschiffes, schlechte Stimmung verbreite. „Lagerleiter“ nennen sie ihn hinter seinem Rücken. Er nutze seine Machtposition aus.

So wie am vergangenen Donnerstag. Während die Männer des Komitees auf einer Versammlung an der Uni waren, hat Kapitän Herweck die Polizei gerufen. Er wollte das von ihm verhängte Bordverbot gegenüber einem Kurden durchsetzen. „Der hat am Dienstag einen Mitarbeiter geschlagen“ sagt der dort arbeitende Sozialarbeiter. Außerdem habe der junge Mann gedroht, Feuer auf dem Schiff zu legen. Allerdings erst, nachdem ihn der Kapitän und einer von rund 20 Polizisten aufgefordert hatten, seine Sachen zu packen und in das Flüchtlingsheim in der Peenemünder Straße umzuzuziehen.

Da aber wollte der kurdische Asylbewerber auf gar keinen Fall hin. Lieber auf dem Schiff mit rund 250 anderen Männern aus den Krisenländern dieser Erde, lieber weiter das Kantinenessen überstehen, als in dem stacheldrahtumzäunten Lager in Lesum hausen.

Seit bald zwei Jahren lebt der Mann auf der Embrica Marcel. Das ist nicht nur nach geltendem Ausländerrecht ein Jahr zu lange. Ein Arzt habe ihm bestätigt, daß er „psychische Folgen“ von dem langen Aufenthalt auf dem Wasser habe. „Er hat was mit dem Magen und ist nach dem Hungerstreik zusammengebrochen“, sagt Orhan Calasir, Sprecher der „Flüchtlingssolidarität Bremen“. Mitte April waren einige Flüchtlinge in einen Hungerstreik getreten. Sie wollten durchsetzen, daß sie selbst kochen können, nicht länger als sechs Monate auf dem Schiff leben müssen, mehr Telefonzellen an Bord haben und Bremer Karten für die BSAG bekommen. Einige Punkte wurden erfüllt.

Und das Komitee arbeitet mit dem Kapitän und Hausherren des Schiffes jetzt besser zusammen. „Wir sind zu einem gewissen Einverständnis gekommen. Zum Beispiel, daß er bei Kleinigkeiten nicht mehr sofort die Polizei ruft“, sagt der Sprecher des Flüchtlingskomitees. Deswegen ärgert ihn der Polizeieinsatz am Donnerstag besonders. Der Kapitän habe kein Recht, sich in die vom Ausländeramt erlassenen Bestimmungen einzumischen. Das hatte dem Kurden zugesagt, die Kosten für eine Unterkunft bei einem deutschen Freund zu übernehmen. Da aber konnte der Asylbewerber noch nicht einziehen. Die Besitzerin vermietet nämlich „nicht an Ausländer“. ufo