Je billiger der Dollar, desto teurer die US-Reise

■ Paradoxe Entwicklungen auf dem Flugmarkt / Grund sind staatliche Beschränkungen des freien Angebots

Der Dollar wird immer billiger, aber das Reisen ins Land des Dollars wird gerade deswegen immer teurer. Der Grund für die paradoxe Entwicklung bei den USA-Reisen hat einen Namen, und der lautet staatlich gelenkte Marktwirtschaft.

„Die Airlines haben sofort gemerkt, daß die Vorbuchungsrate deutlich höher lag als im Vorjahr und die Preise erhöht“, sagt Zan Schröder, Geschäftsführer des Bremer Reisebüros auf den Häfen. So hat zum Beispiel die Lufthansa ihren „High-Season-Tarif“ gerade um 14 Tage bis Ende August verlängert und British Airways hat ihre US-Preise gleich bei allen Tarifen pauschal angehoben. Und das, obwohl durch den niedrigen Dollar-Kurs die Kerosin- und Flughafenkosten in den USA deutlich niedriger ausfallen, als im vergangenen Jahr kalkuliert.

Einen saftigen Schnitt machen durch den Dollarverfall auch die Pauschalreise-Anbieter. Denn sie sind per Gesetz verpflichtet, die Preise in ihren Katalogen in D-Mark anzugeben. Da die Kataloge aber für das Sommerprogramm bereits im September des Vorjahres in Druck gehen, haben alle Veranstalter in diesem Jahr mit einem Kurs über 1,60 Mark kalkuliert. Jetzt liegt er nur noch bei 1,45 Mark, zehn Prozent Extraprofit sind den Veranstaltern damit sicher. Denn mit besonderen Rabatten wird angesichts der durch den niedrigen Dollarkurs boomenden Konjunktur auf diesem Reisesektor zur Zeit nicht geworben.

Die Folge: Während im Winter ein Sommerferien-Flug von Bremen an die Westküste der USA noch für rund 1.500 Mark zu haben war, gibt es bei der Lufthansa inzwischen nur noch Plätze in der Business-Class für runde 5.000 Mark. Und auch die billigeren Linien aus Nord- und Osteuropa verlangen für die wenigen übriggebliebenen Plätze selbst nach New York Preise von weit über 1.000 Mark.

Parallel zum Ansturm auf US-Reisen ist der Markt für Sommerflugreisen ans Mittelmeer und auf die Kanarischen Inseln in diesem Jahr zusammengebrochen. ITS, einer der größten Veranstalter in diesem Bereich, hat gerade 115.000 Plätze an die Fluglinien zurückgegeben. Und die Preise purzeln nicht nur bei den Last-Minute-Angeboten immer tiefer.

So frei ist die Marktwirtschaft im Flugverkehr nämlich nicht, daß sich die freien Kapazitäten vom Mittelmeer einfach in Richtung USA umsteuern ließen. Landegenehmigungen auf US-Flughäfen unterliegen noch immer einer Regierungsgenehmigung, und die ist für europäische Charterunternehmen so gut wie überhaupt nicht zu bekommen.

Doch das Tarifgeschehen über dem Nordatlantik ist noch etwas komplizierter. Während nämlich die Preise für Rückflugtickets von Europa aus immer weiter steigen, sinken sie gleichzeitig in den USA. Denn dort ist durch den niedrigen Dollarkurs eine Flaute in der Nachfrage entstanden. Die Folge sind Rückflugangebote deutlich unter 1.000 Mark.

In Bremen hat sich diese zweite paradoxe Entwicklung der Flugtarife bereits bei den Übernachtungszahlen ausgewirkt. So übernachteten 1994 trotz des gefallenen Dollarkurses sogar 9,7 Prozent mehr US-AmerikanerInnen in Bremen als im Vorjahr. Insgesamt verzeichnet die Statistik des Verkehrsvereins 13.242 Übernachtungen von US-BürgerInnen. Auch bei den allermeisten anderen Herkunftsländern gab es einen Zuwachs an Übernachtungen im Jahr 1994. Einzige Ausnahmen: Dänemark und Japan, im letzten Fall sank die Übernachtungszahl sogar um 4,9 Prozent. Auch dies eine paradoxe Entwicklung, denn gerade für JapanerInnen ist der Deutschland-Urlaub durch den starken Yen zur Zeit so billig wie noch nie.

Ase