: Die Entlastungsstraße wird eingerollt
■ Die Bauarbeiten für Eisenbahn-, Auto- und U-Bahn-Tunnel beginnen Anfang Oktober / Komplette Sperrung der Entlastungsstraße am Kemperplatz
Für die Entlastungsstraße schlagen die letzten Stunden. Die vierspurige Straße, die täglich 60.000 Autofahrer als Verbindung zwischen Schöneberg, Tiergarten, Moabit und Wedding nutzen, wird ab Ende August am Kemperplatz komplett gesperrt. Einen Monat später beginnt hier der Abriß der Straße, die nach dem Mauerbau 1961 als provisorische Nord-Süd- Verbindung durch den Tiergarten gebaut worden ist und im Jahr 2000 durch einen 2,4 Kilometer langen Straßentunnel ersetzt werden soll. Vorläufig wird der Autoverkehr in südlicher Richtung auf die Straßen hinter der Philharmonie und in nördlicher Richtung auf die Ebertstraße bis zum Brandenburger Tor umgeleitet.
Ende September soll dann mit den Bauarbeiten für die Auto-, Fernbahn- und U-Bahn-Tunnel im Tiergarten begonnen werden, kündigte gestern Klaus-Dieter Mönnich, Geschäftsführer der Projektgesellschaft für Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich (PVZB), an. 4,5 Milliarden Mark kosten die Tunnel. Die Deutsche Bahn (DB AG) und das Land Berlin haben für die Organisation der Bauarbeiten die gemeinsame Projektgesellschaft gegründet. Für die ersten Bauabschnitte sind derzeit europaweit Aufträge für eine Milliarde Mark ausgeschrieben.
Die Baustelle wird sich von der Perleberger Straße in Moabit bis zum Prellerweg in Schöneberg erstrecken. Sie ist in fünf Bereiche – sogenannte Projektlose – untergliedert. Unternehmen, die sich etwa auf das Projektlos 1 bewerben, in dessen Bereich der Lehrter Bahnhof sowie auf engstem Raum ein Knäuel von Eisenbahn-, U-Bahn- und Autotunneln entstehen, müssen bis zu 20 Meter tiefe Wände in den Erdboden rammen, 200.000 Kubikmeter Erde ausheben und 815.000 Kubikmeter Wasser abpumpen. Die Sohlen der Baugruben allein in diesem Bereich haben dann zusammengenommen die Größe von 45.000 Quadratmetern, was der Hälfte der Gesamtfläche aller Sportplätze und Freibäder des Bezirks Schöneberg entspricht.
Kritik, daß es bei der Auftragsvergabe nicht mir rechten Dingen zugehe, wies gestern der Berliner Chef der DB AG und Aufsichtsratsvorsitzende der PVZB, Werner Remmert, zurück. Er könne zwar nicht ausschließen, daß inzwischen in der Baubranche eine Liste der Bewerber kursiere. Absprachen unter Bewerbern, um die Preise hochzutreiben, seien aber unwahrscheinlich. Um die Möglichkeit des Betrugs zu mindern, werden die Angebote der Bauunternehmen in einem Panzerschrank einer Anwaltskanzlei verschlossen: „Kein Komma kann verändert werden.“ Dirk Wildt
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