Unterm Strich

Die in ihrer Heimat Bangladesch verfolgte Schriftstellerin Taslima Nasrin zieht im Juni von Stockholm nach Berlin um. Wie der Norstedt-Verlag in Stockholm mitteilte, will Nasrin in der deutschen Hauptstadt ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) wahrnehmen und an einem Roman arbeiten. Sie hatte in Stockholm von Geldern des schwedischen PEN-Clubs gelebt, nachdem sie am 10. August 1994 aus Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, wegen Morddrohungen islamischer Fundamentalisten und einem bevorstehenden Gerichtsverfahren nach Schweden gekommen war. Nasrin hatte sich in Stockholm mehrfach unzufrieden über ihre dortige Isolation geäußert. Außerdem war sie in Konflikte mit schwedischen Betreuern unter anderen wegen von ihr verursachter, extrem hoher Telefonrechungen geraten. Pressesprecher Weyler gab an, daß die Autorin den Umzug nach Berlin als vorübergehend betrachte und Schweden weiter als ihr Exilland ansehe. „Sie will nach Bangladesch zurückkehren, sobald die dortige Regierung für ihre Sicherheit garantierten kann.“ Nasrin sei darüber hinaus auch bereit, eine Gefängnisstrafe zu akzeptieren, wenn man ihr das Ausbleiben von Schikanen zusichern könne. Sie sollte vor ihrer von der Regierung von Bangladesch genehmigten Ausreise wegen Gotteslästerung in ihrem Buch „Scham“ vor Gericht gestellt werden.

Der russische Lyriker Semen I. Lipkin erhält den mit 40.000 Mark dotierten Puschkin-Preis der Hamburger Stiftung F.V.S. Ein deutsch- russisches Kuratorium würdigt damit das Gesamtwerk des Autors, das neben Gedichten auch Übersetzungen aus orientalischen Sprachen und dokumentarische Prosa umfaßt. Wie die Stiftung F.V.S. am Donnerstag in Hamburg weiter mitteilte, wird die Auszeichnung am 26. Mai im Moskauer Haus des Journalisten an den 84jährigen Lyriker überreicht.