Kohl bedauert die Zerstörung

■ Offizieller Besuch in Rotterdam

Amsterdam/Bonn (AP/epd) – Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat die Bombardierung Rotterdams durch die Deutschen im Mai 1940 als „barbarische Zerstörung“ bedauert. „Dieser Angriff war verbrecherisch, die Besetzung der Niederlande war es, der gesamte von Hitler entfesselte Krieg war es“, sagte der deutsche Regierungschef zum Auftakt eines zweitägigen offiziellen Besuchs am Montag in der Rotterdamer Erasmus-Universität. In seiner Rede äußerte Kohl Verständnis dafür, daß die Erinnerung der Niederländer an die deutsche Besatzung schmerzlich sei. Zugleich wandte er sich aber dagegen, „Gefangene der Vergangenheit“ zu bleiben. Er sprach sich für eine Vertiefung der bilateralen Beziehungen aus, die – trotz mancher Zurückhaltung der Niederländer gegenüber den Deutschen und trotz Unkenntnis der Deutschen über die Niederlande – „gutnachbarlich und freundschaftlich“ seien. Die niederländischen Jugendlichen, deren verheerend negatives Deutschen- Bild vor zwei Jahren eine Studie des renommierten Instituts Clingendael an die Öffentlichkeit gebracht hatte, lud der Kanzler ein: „Kommt zu uns, lernt Deutschland kennen, macht euch selbst ein Bild von eurem Nachbarn!“

Die Rotterdamer Studenten verabschiedeten Kohl mit „standing ovations“. Lediglich bei Kohls Kranzniederlegung am Mahnmal „Stad Zonder Hart“ (Stadt ohne Herz), das für die Zerstörung Rotterdams durch Deutsche steht, beschlagnahmte die Polizei ein Transparent mit der Aufschrift „Rotterdam – platt bombardiert von Hitler“. Doch auch dort wurden nur vereinzelt Stimmen gegen den Kanzlerbesuch laut. Kontakt mit der Bevölkerung war allerdings nicht vorgesehen. Der Besuch soll vor allem demonstrieren, daß sich das Verhältnis gebessert habe. Es sei für beide Länder „von elementarem Interesse, zusammenzuarbeiten“, hatte der niederländische Ministerpräsident Wim Kok bereits vor Kohls Ankunft erklärt.Kommentar Seite 10