Tenevers kleine Vampire gezähmt

■ Fünf Jahre Betreuungsschule

Heute hängt die Grundschule an der Andernacher Straße voller selbstgemalter Bilder. Unvorstellbar vor fünf Jahren. Damals rissen die Kinder die Bilder von den Wänden, kaum daß sie hingen. Damals rannten Kinder mit dem Kopf gegen geschlossene Türen. Die LehrerInnen klagten über eine zunehmende körperliche und seelische Verwahrlosung der Kinder. Bis das Betreuungsprojekt „Die kleinen Vampire“ eingerichtet wurde. 1990 entschloß sich der Senator für Bildung zu einer bis dahin einzigartigen Maßnahme: Es wurde mit dem Arbeiter-Samariterbund ein Kooperationsvertrag über die Betreuung der GrundschülerInnen vereinbart. Der Senat gab das Geld, und der ASB kümmerte sich um die Betreuung. Gestern feierte das Projekt seinen fünften Geburtstag.

Der Erfolg des Betreuungsprojektes sei geradezu überwältigend, meint die Sozialpädagogin Monika Nebgen: Die Schüler hätten ihr Aggressionspotential deutlich abgebaut. Wie man das hingekriegt hat? Die Kinder können schon vor dem Unterricht kommen, dann wird gemeinsam gefrühstückt. Zwischen 11 und 12 Uhr kann gespielt werden. Während die Kinder früher nach dem Unterricht sich selbst überlassen wurden – viele von ihnen „Schlüsselkinder“ – gibt's heute ein gemeinsames Mittagessen und bis 14.30 „Spielen“.

Dieses Projekt ist aus Tenever nicht mehr wegzudenken. In ihrem Lebensraum haben die Kinder nicht viel zu lachen: In den 70er Jahren als Modell einer Schlafstadt für „unabhängige, bewegliche Menschen mit Auto, die ihre kulturellen, sozialen, Freizeit- und Konsumbedürfnisse nicht an ihrem Wohnort befriedigen müssen“ (so der Text eines Verbesserungskonzeptes von 1988) errichtet, birgt Tenever seit Jahren sozialen Sprengstoff. In der Betonwüste wohnen etwa 8.000 Menschen der verschiedensten Nationalitäten. Es gibt zwei Supermärkte und fünf ÄrztInnen für den ganzen Stadtteil. Die Arbeitslosigkeit beträgt über 20 Prozent. Inzwischen hat das Modell der Kooperation von Bildungsbehörde und freiem Träger bei der Betreuung Schule gemacht: An insgesamt 14 Schulen in Bremen wird Ähnliches erprobt. nz