Mit dem Wasserfloh auf Du und Du
: Wehe, wenn der Floh stirbt

■ Empfindsame Flöhe testen Weserwasser

Quietschlebendig schießt der Wasserfloh durchs Wasser, obwohl sein Lebensraum selbst für einen Floh wenig Anlaß für Begeisterung bietet: eine schlichte Glasröhre in einem Meßgerät für die Wasserqualität der Weser. Sobald der Floh (lat. Daphnia) aber bewegungslos im Wasser treibt, ist Gefahr im Verzug: Dann hat irgendein Gift das Tier flachgelegt, was die Sensoren, die ständig die Bewegungen der Flöhe überwachen, sofort registrieren.

„Die Tiere wachen über unsere Gesundheit“, erklärt Hans-Peter Weigel, Wasserbiologe in der Meßstation Hemelingen, der im Auftrag des Umweltsenators die Tierchen beschäftigt. Dieser „Dynamische Daphnientest“ ist die neueste Anschaffung des Wasserbiologen. Bisher waren es Fische aus der Gattung der Goldorfen, die durch ihr Verhalten Rückschlüsse auf die Qualität der Weser erlaubten. Die etwa 10 Zentimeter langen Verwandten der Goldfische werden in einem Versuchsaquarium dem Wasserstrom der Weser ausgesetzt. Mit den Wasserflöhen haben sie Kollegen bekommen, die vor allem auf Schwermetalle und Chloride empfindlich reagieren. Auch ist geplant, Algen und Bakterien als Indikatoren für Umweltgifte einzusetzen.

Viel sensibler als Menschen reagieren diese Organismen auf Verschmutzungen, und viel mehr Zeit würde es kosten, wenn man ständig Wasserproben im Labor überprüfen müßte, und sich dann erst herausstellte, daß längst ein Massensterben eingesetzt hat.

Für den Daphnientest muß das Wasser aber eine Mindestqualität aufweisen. Erst seitdem in der Weser der Chloridgehalt von 1.000 auf etwa 300 Milligramm pro Kubikmeter gesunken ist, können die Wasserflöhe in dieser Umgebung überhaupt existieren und stehen als „Meßfühler“ zur Verfügung. Lang leben die Daphnien dennoch nicht: Nach acht Tagen werden sie an die Goldorfen im Nachbarbecken verfüttert. nz

Noch mehr zum Thema Wasser erfahren die BremerInnen bei den Stadtökologischen Tagen vom 27.Mai bis 18. Juni. Zum Beispiel: So.,28.5., 10 Uhr: Mit dem Torfkahn durch Findorff, Treff Kleine Wümme/Kuhgraben, Info über Tel. 505037. – 14.6., 15 Uhr: Blick in den Kanal, Unser-Lieben-Frauen-Kirchhof. – 18.6., 14.30 Uhr: Weserabflußfahrt mit Robin Wood, Karten und Info unter Tel. 74859. – Ab 31.5.: „Lebensqualität Wasser“, Ausstellung im Rathhaus.