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Durchs DröhnlandSong zur Obstkiste

■ Die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Ähnlich unaufregend und wenig spannend wie die frühen U2 liefern The Marionettes schönen, relaxten Rock ab. Die Engländer hatten sich vorher eher als Dark Rocker ein gruftiges Publikum gesichert. Sir Edward dagegen gehört zur hübschen britischen Tradition dreckiger alter Männer, bei denen es gerne blasphemisch und sodomitisch zugeht. Manchmal kann das sehr komisch sein, in diesem Fall ist es eher verbissen. Außerdem macht seine Band dazu einen kunstvoll verschnörkelten Hardrock aus den 70ern.

Am 26.5. um 22 Uhr im Knaack, Greifswalder Str. 224, Prenzlauer Berg

Auch für Freunde von vor sich hin lamentierenden alten Männern, die eigentlich viel zu jung sind, das zu tun, was sie tun, ist diese Woche gesorgt. Stephen Yerkey hat nach seiner ersten Solo-Platte, für die er einige Jahre und vier verschiedene Produzenten brauchte, quer durch die Kritikerkaste hoheliedhaftes Lob erhalten. So wie er sowohl in San Francisco als auch im texanischen Austin, den beiden Zentralstellen für Singer/Songwritertum, zu Hause ist, wandelt er – mal holprig, mal stilsicher – durch die Ausdrucksmöglichkeiten des Genres, von Country über die sanft instrumentierte Ballade bis zum dylanesken Monolog. Roger Manning dagegen bevorzugt die vollangeschlagene Gitarre, über die noch viele Worte mehr getürmt werden. Andere Menschen stellen sich in Parks auf Obstkisten, Manning bevorzugt Konzertbühnen. Jeder seiner Songs heißt „The Sowieso Blues“, auch wenn sie kein Blues sind, und seine drei Platten sind schlicht mit seinem Namen betitelt. Recht schmucklos, ohne Punkt und Komma.

Am 26.5. um 21 Uhr im Huxley's Junior, Hasenheide 108–114, Neukölln

Wer einen satt groovenden Boogie schätzt und von ZZ Top dahingehend zuletzt enttäuscht wurde, ist mit Michael Katon aus Los Angeles bestens bedient. Inklusive ausführlichster Solo-Wichserei, natürlich auf einer uralten Telecaster.

Am 26.5. um 22 Uhr im Franz, Schönhauser Allee 36–39, Prenzlauer Berg

Im Prenzlauer Berg bastelt die Opel-Gang noch an ihrem Automobil. Rührende Erinnerungen an die rotzfrühen Zeiten der Toten Hosen keimen auf, wenn man den Schmusikern lauscht. Eins, zwei, drei, das Leben ist eine punkige Freude, mit bunten Haaren läßt's sich fürwahr trefflich dasein. Das junge Trio hat in nur etwas mehr als zwei Jahren schon Auflösung und Reunion hinter sich gebracht. Die Halbwertszeit von Bandzusammenhängen wird immer kürzer.

Am 27.5. um 22 Uhr im Schoko- Laden Mitte, Ackerstr. 169/170

Ähnlich frenetisch wie das Comeback von Michael Jordan wird wohl das von Marc Almond aufgenommen werden, auch wenn kaum mehr zu zählen ist, wie oft sich der kleine Junge aus Leeds schon verabschiedet hatte. Bisher gibt es nur eine Single, mit der er sich von seinen Bombast- und Chanson- Versuchen der letzten aktiven Jahre verabschiedet und eine Fusion aus Rock und dem Synthie-Pop seiner Tage bei Soft Cell versucht. Aber Almond hätte auch eine Platte vollfurzen können, die Leute haben lange genug auf ihn gewartet.

Am 28.5. um 20.30 Uhr im Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

Ach ja, was haben wir damals gelacht. Natürlich haben auch wir die zweite Danzig klasse gefunden, die lief ohne Pause durch, aber die Texte waren echte Brüller. Und bei Freund Glenn ist alles beim alten, tatsächlich hat er die Krise von „Danzig III“ überwunden, und „IV“ ist wieder fast so gut wie die beiden ersten Klassiker. Laß den Schädel leuchten, Glenn, satan rules o.k., hihi, und – nicht vergessen – das Kreuz immer schön verkehrt rum halten.

Am 28.5. um 20 Uhr in Huxley's Neuer Welt

Wieder mal ein hoffnungsvolles Debüt: Wenn der Jazz weiterhin solche Münchhausen- Qualitäten entwickelt, wird er sich vielleicht bald am eigenen Schopf aus dem Sumpf befördern. Box & Cox versuchen erst gar nicht dem weitverbreiteten Übel von der demonstrativen Virtuosität nachzukommen, sondern fangen ganz, ganz langsam an. Man kann auch lahm sagen. Oder noch böser werden. Im Ergebnis gibt das wundervolle, sehr reduzierte, gemütliche, ohne Eile dahinbummelnde kleine Instrumentals.

Am 30.5. um 23 Uhr in der Junction Bar, Gneisenaustr. 18, Kreuzberg

Entstanden sind Saprize – so geht die Legende – aus zwei anderen, einer HipHop-Crew und einer Hardcore-Band, die beide jeweils nicht vollständig zu einem gemeinsamen Auftritt kamen. Also spielte man kurzerhand zusammen. Seitdem betreiben die Bremer die endgültige Versöhnung der beiden Stile, und zwar besiegt das metallische Element meist das rhythmische, aber eine gewisse Eleganz ist ihnen auch nicht abzusprechen. Hin und wieder brauchen sie sich hinter den Beastie Boys, die ihre Punkvergangenheit entdeckt haben, nicht zu verstecken.

Am 1.6. um 22 Uhr im K.O.B., Potsdamer Str. 157, Schöneberg

So nah und doch noch immer so fern: die Schweiz. Das sollen die Schweizer Independent Tage ändern. Sechs Bands an vier Tagen, eröffnet wird mit einem Dreierpack: Finger spielen einen schwer zu katalogisierenden Ja-was-denn-nun, der piepst, müllt, rockt und rappt. Sehr, sehr lebhaft auf jeden Fall das Trio aus Zürich. Auch nicht gerade lahmarschig sind Diancandor aus dem französischsprachigen Raum. Über kollabierenden Rhythmen, die doch nie über die eigenen Füße stolpern, singt Nahid Aminian in ihrer überschlagenden Stimme, Einflüsse ihres Mutterlandes Iran nicht verleugnend. Aus Ancona kommen Mydevice und haben sich in einschlägigen Kreisen schon Reputation erspielt. Ihr Dark Metal dürfte inspiriert sein von St. Vitus und anderen, die sich gerne mal einen langsam abspielen.

Am 1.6. um 22 Uhr im Duncker, Dunckerstr. 64, Prenzlauer Berg Thomas Winkler

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