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: Wolga-Schiffer wird WDR-Wellen-Chef

Erwartungsgemäß hat der WDR-Rundfunkrat am letzten Mittwoch den bisherigen Leiter des ARD-Studios Moskau, Thomas Roth, zum neuen Hörfunkdirektor gekürt. Der 43jährige tritt damit die Nachfolge von Fritz Pleitgen an, der zum 1. Juli auf dem Intendantensessel des Senders Platz nehmen wird. Thomas Roth, der beim SDR-Hörfunk begann und ab 1988 als ARD-Korrespondent in Johannesburg das Ende des Apartheid-Regimes für das Fernsehen kommentierte, war seit 1991 für den WDR in Moskau und übernahm zwei Jahre später von Gerd Ruge die Leitung des Studios. Für Aufsehen sorgte Roth im vergangenen Jahr durch das „Tagebuch“ einer Flußfahrt die Wolga aufwärts, mit dem er im Sommerloch regelmäßig die „Tagesthemen“ bereicherte. In seinem neuen Job darf sich der Wolga-Schiffer nun mit den Früchten der von Pleitgen mit Vehemenz durchgepaukten Hörfunkreform herumschlagen. Eine undankbare Sache. Sollte sich der Wellenumbau quotenmäßig als Erfolg erweisen, darf sich Pleitgen den Lorbeer umhängen. Stellt sich das Ganze als Flop heraus, darf Roth es ausbaden. Also baut der Neue schon mal vor: „Die Verantwortung tragen wir – so oder so – gemeinsam. Läge die Reform nicht ganz auf meiner Linie, hätte ich den Job nicht angenommen. Ein reines Wortprogramm wie WDR 5 halte ich für eine mutige und journalistisch ungemein spannende Sache.“ In den ersten Wochen seines neuen Jobs wird er nun erst mal ungeheuer viel WDR hören müssen. Schließlich hat er sich in den letzten sieben Jahren außerhalb der Reichweite deutscher Radioprogramme aufgehalten.

Am Ende profitiert von den Rotationen des Personalkarussells, das Nowottny durch seinen vorzeitigen Rücktritt in Gang gesetzt hat, auch eine Frau namens Ina Ruck. Die Journalistin wird neue ARD- Korrespondentin in Moskau. Und weil Roths bisherige Kollegin Sonia Miekich eins vorrücken darf und zur Leiterin der dortigen Niederlassung aufsteigt, hat die ARD somit wahrhaftig das erste Auslandsstudio, in dem zwei Frauen das Sagen haben. Und so was ist schließlich heutzutage immer noch bemerkenswert.Reinhard Lüke