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■ Blues, HipHop und Internet: Morgen startet die 9. Breminale / Veranstalter klagen über Verluste, haben aber Spaß daran

Es reicht ja schon lange nicht mehr, Menschen mit Einfach-Events in die Öffentlichkeit zu locken. Kultur muß im Doppelpack her, Gesamtkunstwerk nennen VeranstalterInnen und Kulturschaffende so etwas dann. Die diesjährige Breminale wird daher morgen von einer Gesamtshow aus Mode, Voodoo und Varieté eröffnet.

Die Bremer Modedesignerin Marlene Krenz hat die „anrüchige Erlebnis-Show 'Downtown New Orleans'“ zusammengestellt. Die ZuschauerInnen sollen mittels Dekoration, Outfit der Models, Musik und Voodoo in das New Orleans der zwanziger bis vierziger Jahre versetzt werden. „Spätestens nach einer Stunde ist jeder Besucher sonstwo, nur nicht mehr im Zelt“, sagt Marlene Krenz, und meint damit mehr das psychische Abschweifen denn das physische. Im vergangenen Jahr hat sie bereits eine ähnliche Show „Chicago und die Mafia“ im Schlachthof zelebriert, das Publikum in Nadelstreifen und Federboa soll begeistert gewesen sein.

Ansonsten setzen Veranstalter Harald Siegel und Manfred Fleckenstein von der Breminale GmbH auf die Kraft des Blues. Von Freitag bis Sonntag spielen deutsche und internationale Musiker im Zelt „Kraftwerk“ von 18.00 Uhr bis Mitternacht. Wer die 35 Mark Eintrittsgeld nicht aufbringen kann, oder zwar den Blues hat, ihn aber nicht auch noch hören will, kann auf der Open-Air-Bühne umsonst und draußen der Weltmusik aus Afrika und Lateinamerika lauschen.

Wie schon im vergangenen Jahr finanzieren Siegel und Fleckenstein die Breminale aus der eigenen Tasche. 1993 hatte die Stadt die privatwirtschaftliche Veranstaltung das letzte Mal noch mit 225.000 Mark gefördert. Dieses Jahr setzen Siegel und Fleckenstein auf die Gastronomie.

Die Open-Air-Bühne und andere kulturelle Veranstaltungen sollen die Menschen auf die Osterwiesen an der Weser locken. Musik und Performance gibt's gratis, dafür wird an Bier und Bockwurst verdient. Heutzutage könne man eben nur noch mit Erlebnis-Gastronomie Geld machen, sagt Harald Siegel, Geschäftsführer der Breminale GmbH. Die Konzerte seien ein reines Zusatzgeschäft, er mache das nur noch „aus Spaß“.

Geld ausgegeben haben die Kulturzentren Schlachthof, Lagerhaus, Wehrschloß und andere Initiativen. Sie haben das „Flut-Programm“ ausgearbeitet, mit dem „Dämme brechen sollen“. Sie wollen vor allem Jugendliche mit HipHop-Fluten und Videos samt anschließender Diskussion umspülen. Auch ein Streetball-Turnier am Sonntag fehlt nicht.

Ungewöhnlich und spannend verspricht ein Projekt des Schotten Malcolm Dow zu werden. Der Wahlberliner hat bereits vor zwei Jahren ein 'Kultur-Network' für Bremen auf dem Internet angelegt. „Ich war entsetzt, daß die Kulturzentren nicht mal miteinander kommunizieren können und für jede Kleinigkeit hin- und herrennen müssen“, sagt Malcolm Dow. Vorsintflutlich in Zeiten von internationalen Daten-Highways.

Für die Breminale hat er das „Flut-Network“ installiert. Über Modem und Telephon kann sich jedeR zum Ortstarif in das System einloggen und von zuhause an dem Fest teilnehmen. Alle halbe Stunde will Malcolm Dow das Programm mit neuen Video-Clips und Informationen aktualisieren.

ufo

Das ausführliche Programm liegt in allen Kneipen etc. aus; LogIn in das Flut-Network mit Pass word und ID „Flut“ über Internet. Info-Telefon: the.media tent The Breminale 0421 707106 oder IonA z.Z. O421 3295251