Unterm Strich

Nebenstehendes Gedicht verfaßte, faxte und überließ uns unser Berliner Leser Christian Linde. Vielen Dank!

Nicht per Fax, sondern superzeitgemäß über Internet, erreichte uns ein Berichtigungsvorschlag eines Lesers aus München. Er hatte in den Kurzmeldungen am Montag richtigerweise ein kleines Zeitloch in der Todesmeldung des Trickfilmzeichners Isadore Freleng festgestellt. Nach unserer Version soll er 1902 geboren worden, am vergangenen Freitag aber im Alter von 89 Jahren gestorben sein. Das Alter ist dpa-verbürgt, wo allerdings das Geburtsdatum herstammt, läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Insgesamt gibt es drei Möglichkeiten: Entweder stimmt die Altersangabe nicht oder das Geburtsdatum – oder Freleng hat in den vergangenen vier Jahren immer seinen 89sten gefeiert. So was gibt's.

Der Förderverein der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und Museums Ludwig hat sich für einen Museumsneubau direkt neben dem Kölner Dom ausgesprochen. Die Gemäldesammlung des Wallraf- Richartz-Museums war „heimatlos“ geworden, nachdem sich die Stadt Köln im Sommer 1994 gegenüber dem Aachener Sammler-Ehepaar Irene und Peter Ludwig verpflichtet hatte, der Ludwig-Sammlung moderner Kunst neue Ausstellungsräume zur Verfügung zu stellen. Diese Erweiterung hatte Ludwig zur Voraussetzung für die Schenkung einer wertvollen Pi-

casso-Sammlung gemacht. Bisher zeigen das Wallraf- Richartz-Museum für Kunst von 1300 bis 1900 und das Museum Ludwig ihre Exponate unter einem gemeinsamen Dach. Eine endgültige Entscheidung trifft der Rat der Stadt voraussichtlich Ende Juni.

Der französische Filmregisseur Jean-Luc Godard erhält in diesem Jahr den Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Mark dotiert und wird alle drei Jahre verliehen. Godard, so die Begründung des Preis-Kuratoriums, verbinde mit dem Philosophen und Soziologen Adorno die „souveräne Verfügung über das künstlerische Material und seine unnachgiebige theoretische Reflexion des Genres Film“. Mit seiner formalen „Experimentierfreude, die sich von keinerlei kommerziellen Erwartungen und Usancen zähmen ließ“, habe Godard dem Film neue Ausdrucks- und Erfahrungsdimensionen eröffnet. Der Preis wird im September in Frankfurt überreicht.

Der Deutsche Jugendliteraturpreis geht in diesem Jahr an Autoren und Übersetzer aus Deutschland, Frankreich und Schweden. Jeweils 15.000 Mark erhalten die Münchner Autorin Mirjam Pressler für das Kinderbuch mit dem wunderbaren Titel „Wenn das Glück kommt, muß man ihm einen Stuhl hinstellen“ und der Berliner Autor Klaus Kordon für das Jugendsachbuch „Die Zeit ist kaputt – Die Lebensgeschichte des Erich Kästner“. Den Sonderpreis für das künstlerische Gesamtwerk eines Illustrators erhält der Berliner Künstler Klaus Ensikat. Der vom Bundesjugendministerium gestiftete Preis wird am 16. November 1995 in Oldenburg im Rahmen der Kinder- und Jugendbuchmesse verliehen.

Und noch ein Preis: Monika Maron erhält für ihren 1991 entstandenen Roman „Stille Zeile Sechs“ den Evangelischen Buchpreis. Sie beschreibt darin, wie in der DDR die Trennungslinie zwischen Täter und Opfer der Diktatur verschwimmen konnte. Der Preis wird heute in Reutlingen verliehen.

Vom 29. Juni bis zum 1. Juli findet an der Universität Leipzig ein internationales Symposium zu „Phänomenen und Architekturen kognitiver Dynamik“, anders ausgedrückt: eine „Tagung zum Kurzzeitgedächtnis“ statt. Psychologen, Physiologen und Neuroinformatiker werden sich über die Organisation von Wahrnehmungsinhalten und über kognitive Strategien im Kurzzeitgedächtnis austauschen. Dabei geht es vor allem um die Dynamik dieser Prozesse im Millisekundenbereich. Fraglich ist zum Beispiel, wieso wir ein Gesicht in wenigen Hundertstel Sekunden erkennen können, oder ob wir, wenn wir unsere Einkaufsliste rekapitulieren, wirklich seriell vorgehen. Allerdings ist das fraglich. Die zum Essen drängelnde Kollegin kann ich sogar aus dem Augenwinkel klar identifizieren. Aber was sollte ich gleich heute abend mitbringen? Schuhbändel? Eier? Ako-Pads?