■ Die IG Metall unterwegs in die Verkehrszukunft
: Mobil mit Zwickels Kleinwagen

„IG Metall fordert neue Autos ...“ titelte gestern die Frankfurter IG-Metall-Zentrale ihre Pressemitteilung. Kein Wunder, könnte man zunächst meinen, viele Mitglieder der IG Metall leben schließlich davon, Millionen neuer Blechkisten zu bauen. Das ist keine Neuigkeit, das ist Allgemeingut.

Wohlmeinend interpretiert ist die neue Botschaft der IG-Metall-Spitze denn eigentlich auch eine andere. Angesichts der zigmillionen stinkenden Blechkisten auf unseren Straßen, der Verkehrstoten und des Ozonalarms verlangt die IG Metall, in Zukunft nicht „neue“, sondern „andere Autos“ zu bauen. Das wollten die Metaller wirklich sagen, es wollte nur einfach nicht über die Lippen.

Die Schwierigkeit, die eigenen Ziele zu verbalisieren, kommt nicht zufällig. IG-Metall-Chef Zwickel hat einerseits erkannt, daß die Arbeitsplätze seiner Mitglieder in der Automobilindustrie mit einem puren „Weiter so!“ nicht zu erhalten sind. Schließlich sind so allein in den vergangenen vier Jahren ein Fünftel der Jobs in der Branche verschwunden.

Schwer beweglich, wie die Gewerkschaften sind, arbeitet der Gewerkschaftsboß andererseits immer noch mit der Forderung nach nur graduellen Veränderungen. Die Zukunft, die sich Gewerkschafter vorstellen können, ist voller Autos, die „weitgehend ohne Schadstoffe hergestellt werden, vollständig wiederverwertbar sind, leise und mit erneuerbaren Energien fahren“. Wie eine, neue vollständig wiederverwertbare, rapsölgetriebene Limousine der S-Klasse.

Präzisieren wir also Zwickels Vision noch einmal im ökologischen Sinne: Der IG-Metall-Chef will nicht die neue S-Klasse, er will das neue Massenauto, den spritsparenden, leicht recycelbaren Kleinwagen für alle. Ein praktikables Ziel, dem sich die IG Metall mit ihrem Einfluß auf die Modellpolitik der Unternehmen in den kommenden zwei Jahren annähern kann. Entwicklungsingenieure hätten reichlich zu tun.

Die eigentliche Aufgabe für die IG-Metall-Spitze ist damit aber noch nicht gelöst. Eine Vision, wie die Arbeitsplätze der IG-Metaller mittelfristig gesichert werden können, muß auch Antwort auf die Frage nach einer autoärmeren ökologischen Mobilität geben. Welche Angebote können Unternehmen, in denen IG-Metall-Mitglieder arbeiten, nach der Jahrtausendwende Bürgerinnen und Bürgern machen, die bei einem Spritpreis von sieben Mark ohne Auto bequem, billig und zügig von A nach B kommen wollen? Nur wer in diesem Markt die besten Angebote macht, dem gehört die Zukunft. Die Mitglieder der IG Metall bauen doch auch andere Verkehrsmittel, oder? Hermann-Josef Tenhagen