■ Gastkommentar
: Koschnicks Segen

Wer hat den Held von Mostar hinter sich, den einzigen Bremer, den die Welt noch kennt und schätzt? Ruht Hans Koschnicks Segenshand wirklich auf dem anderen Hänschen klein? Hans Euler, von dessen politischer Statur es nichts zu berichten gibt, will vom Ruhmesglanz des letzten großen Bremers profitieren. Bürgermeister allein von Wedemeiers Gnaden zu sein, langt nicht. Eulers Kandidatur ist aber, das wissen alle Eingeweihten, eine Kreation ausschließlich aus dem Atelier Wedemeier, hauteng abgestimmt auf die Bedürfnisse ihres Schöpfers.

Die Chemie hat stets gestimmt zwischen Wedemeier und Euler, der nie politische Qualitäten entwickelte, die den Bürgermeister herausgefordert hätten. Daß das keine Verstellung war, hat Euler seither bewiesen. Im vergangenen Jahrzehnt ist nicht die Spur eines politischen Signals von ihm ausgegangen. Einen politischen Niemand hat Wedemeier aktiviert und dabei mehr an sich als an die SPD gedacht.

Und Koschnick sollte dem seinen Segen geben? Natürlich nicht! Es ist nicht Koschnicks Art, sich auf einen Kandidaten festzulegen und zu riskieren, daß der andere im Rathaus sitzen könnte. Koschnick empfiehlt nichts als die Große Koalition, die aber ist mit Scherf und Euler gleichermaßen möglich. Seine Wertschätzung der Kandidaten hält sich vermutlich bei beiden in den gleichen bescheidenen Grenzen.

Daß Koschnick den Senat auf 74 Stimmen von 100 stützen will und nicht auf jene knappen 51, wird jeder verstehen, der ihn kennt. Der Held von Mostar, der jetzt an der Neretva so bewundernswürdig Zivilcourage und persönlichen Mut zeigt, ist merkwürdigerweise ein politischer Hasenfuß gewesen. Wer an die Bequemlichkeit des Regierens denkt, wird ihm folgen. Wem aber das Schicksal der Bremer SPD am Herzen liegt, für den ist die Große Koalition Fortdauer der SPD-Lähme. Nein, lieber großer Hans, unsere Partei muß lernen, solidarisch auch mit knapper Mehrheit stark zu sein. Ich weigere mich, die Partei schon abzuschreiben und setze darum auf Rot-grün. Horst-Werner Franke, Senator a.D.