■ Mit Strommonopolen auf du und du: Wer geht ins Netz?
Brüssel (taz) – Daß der Strom aus der Steckdose kommt, das wird auch weiterhin so bleiben. Aber wie er da hineinkommt, darüber wird in Brüssel heftig gestritten. Einige EU-Wirtschaftsminister, allen voran der deutsche und britische, wollen die Monopole der Stromkonzerne knacken. Kaum eine andere Branche genehmigt sich vergleichbar hohe Gewinnspannen. Das Problem ist, daß man Strom nur bei Unternehmen kaufen kann, die den direkten Draht zu unserer Steckdose haben. In Deutschland hält eine Handvoll Konzerne den Markt fest im Griff, in Frankreich gibt es gar nur einen Anbieter. Als erster Schritt müßten die Stromkonzerne gezwungen werden, ihre Unternehmen aufzuspalten: Auf der einen Seite die Hersteller, die sich Konkurrenz machen sollen. Auf der anderen Seite die Netzbetreiber, die verpflichtet werden, ihre Leitungen allen zur Verfügung zu stellen. Über die Höhe der Netzgebühren soll die EU wachen.
Für den Normalverbraucher ändert sich zunächst nichts. Aber für Großbetriebe kann es interessant sein, den Strom bei irgendeinem Kraftwerk oder im Ausland zu kaufen. Die Preise sind dann Verhandlungssache. Irgendwann, so die Philosophie, wird der Strom auch für die Haushalte günstiger.
Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die französische Regierung sperrt sich gegen die Liberalisierung. Das Monopol von EDF gilt in Paris nicht nur als Garant für eine unabhängige Energieversorgung. EDF beschäftigt auch über 200.000 Mitarbeiter, die die Konkurrenz fürchten. Vor allem aber steht EDF für die französische Atompolitik und ist damit einer der wichtigsten Karrierespielplätze für französische Aufsteiger. Viele Politiker haben dort Zwischenstation gemacht. Alois Berger
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