Abgrund der Indizien

■ Untersuchungen im Mordprozeß gegen M. Ataie und Peter S. drohen zu zerfasern

Auch der 18. Verhandlungstag im Mordprozeß gegen Mohamad Ataie und Peter S. brachte am Mittwoch keine Aufklärung, wer von beiden im Juni des vergangenen Jahres die 37jährige Eleonore F. mit 25 Messerstichen getötet hat. Während die Angeklagten sich wie gewohnt in Schweigen hüllten, fuhren ihre Rechtsanwälte fort, die Verwertbarkeit der Ergebnisse aus den verschiedenen Gutachten in Frage zu stellen, auf die das Gericht sich bei der Ermittlung stützen muß, obwohl Peter S. gegenüber bei der Polizei ein Geständnis abgelegt hatte.

Er habe die Tat gemeinsam mit Ataie geplant, und dieser habe sie ausgeführt, sagte er anfänglich. Doch kurz darauf nahm Peter S. diese Version zurück. Er selbst, lautete die neue Einlassung, habe Eleonore F. getötet, Ataie sei lediglich zugegen gewesen.

Der Nachweis, welcher der beiden Männer die langjährige Freundin von Peter S. umgebracht hat, konnte bislang nicht erbracht werden. Mehrere Gutachten blieben diesbezüglich ergebnislos. Eine gestern fortgeführte Expertise über die Baumwollfasern, die bei der toten Frau an den Händen und der Regenjacke festgestellt worden waren, legt nahe, daß sie von einem blauen Pullover stammen, den man in Ataies Wohnung konfiszierte. Das ergaben lichtmikroskopische Untersuchungen und Ionenmessungen. Abgesehen davon ist der, wie der Gutachter meinte, umwelt- und nicht produktionsbedingte hohe Aluminiumgehalt der Fasern auffällig.

Sicher ein Indiz, das auf die Täterschaft Ataies weisen könnte, aber als Beweis nicht sicher genug. Stammt der Aluminiumgehalt möglicherweise vom Tatort, oder war er charakteristisch für den von Ataie getragenen Pullover? Das Gericht beauftragte den Gutachter aus Münster, in den kommenden 14 Tagen noch einmal bereits gewaschene Fasern des Pullovers daraufhin zu untersuchen. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, ob die Pulloverfasern nur durch das Beugen des mutmaßlichen Täters über sein Opfer auf die Regenjacke fallen konnten, oder möglicherweise schon länger dort gewesen und durch Übertragung dorthin gekommen sein können.

Ob tatsächlich eine Täterschaft eindeutig nachgewiesen werden kann, muß bezweifelt werden. Fest steht nur: Ataie tötete schon einmal. Im Januar 1991 brachte er mit 17 Messerstichen seine damalige Ehefrau um. Doch auch Peter S. war in den vergangenen Jahren mehrfach gewalttätig geworden und hat seine langjährige Freundin Eleonore F. dabei schwer mißhandelt. Er hatte sie krankenhausreif geschlagen, sie bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt und mit einem Messer zugestochen. dah