■ Urdrüs wahre Kolumne
: Paradiesyxischer Charme

Wie freut sich doch der Wandersmann, wenn er am Wochenende bei halbwegs gesichertem Sonnenschein im Schatten blühender Kastanienbäume am rotweiß-karierten Tisch eines Ausflugslokales sein Weizenbier zu einem veganerfeindlichen Schnitzel mit Salat genießen kann. Volkommenes Glück, wäre da nicht am Nebentisch diese Mutter mit Kind und beide so hippiemäßig ausgestattet wie Melanie zu besten Woodstockzeiten. Und das Kind: „Mama, ich will ein Eis!“ Worauf die Mutter zu einem Diskurs über die gemeingefährlichen Folgen des Eisessens ansetzt und im übrigen ihre vielleicht achtjährige Tochter darauf hinweist: „Außerdem sag bitte Kerstin zu mir, Hanna!“. Und Hanna dann. “Is gut, Kerstin. Aber krieg ich jetzt ein Eis, Mama?“ Soweit zum Thema Alternative Lebenskunst.

Ein Satz so schön wie Bauchschmerz und verdorbene Sülze in schwabbelingem Aspik verdient aus einer Konzertankündigung des Bremer Magazins ZETT herausgehoben und auf ein Podest zur allseitigen Be- und Verwunderung gesetzt zu werden: „Mit ihren Hosho-Rasseln spielt sie einerseits heißen Uptown-Speed, während andererseits der Sound der Samenkörner in den Kürbisrasseln die urbane Wahnsinnsgeschwindigkeit mit ländlich paradiesyxischem Charme einkreist.“ Weeßt Bescheed?

Unter dem Gesindel, das sich als repräsentativer Querschnitt des Allgemeinen Deutschen Idiotenclubs ADAC darstellt, wird vermutlich die bewußte Selbstverstümmelung ganz schwer in Mode kommen. Nachdem das Oberlandesgericht Frankfurt jetzt entschied, daß eine behinderte Autofahrerin, die innerorts statt 50 km/h satte 103 km/h aus dem Gaspedal preßte, ohne Führerscheinentzug davonkommt, „weil ein Fahrverbot die Beweglichkeit der Frau weiterhin reduzieren würde“, erscheint sicher schon bald eine Anzeige in der Clubzeitschrift: Erfahrener Chirurg verhilft Ihnen diskret zu jeder gewünschten Behinderung. Anfragen unter Chiffre „Jeder mal ein Schummi Schumacher.“.

Wer da barmt und harmt, ob es auch im nächsten Jahr noch eine Breminale geben wird, falls die Breminale-GmbH bei der Schlußabrechnung so rot aufleuchten sollte wie ein Winkelement zu früheren Maiparaden, so finde er Trost bei einem unsterblichen Wort von Stalin: „Die GmbHs kommen, die Breminales vergehen: Die Lust auf eine leckere Wurst und einen knackigen Maiskolben mit kühlen Getränken zu heißer Musik aber bleibt.“ Wat mutt, dat mutt! Oh Weserlust.

Eine Kollegin von mir informierte sich dieser Tage über einen Kindergruppenplatz für ihren Benjamin, der tatsächlich so heißt. Und kam dabei in Kontakt mit den Infos von Gruppen mit so schönen Namen wie Schnullerbande, Pämpers-Club, Hoppetosse, Wilde 13 und Rappelkiste. Dann doch bitte lieber KG 24! Bullerbü ist nicht überall!

Auch verfolgt im Dritten Fernsehen dieses urbane Streitgespräch zwischen dem aufrechten Schmerzensmann Henning Scherf und dem UNTERNEHMER Euler, der in die SPD eintrat „als Ergebnis der Diskussion während der achtundsechziger Bewegung“? Oh dieser verkommene alte Jungfilmer und Lügenbolz. UNTERNEHMER! All die Jahre abgesahnt und abgezockt als einfältig-raffiniertes Wickelkind der SPD in jenen Munkelecken, wo die Sozialdemokröte am meisten und aus allen Löchern stinkt und ihren Charakter als Anstalt zur Befriedigung individueller Bedürfnisse am wenigsten verhüllt: So einen führen die nun als den Unternehmer und Macher zum Drehen des Dings und der Dinge vor und wenn jemand darauf reinfällt, so sind hiesige Sparkassenangestellte blöder als selbst der letzte durch die Sachkundeprüfung für Landeier gefallene Ladenschwengel. Euler, im Ernst doch ein Mann, dem niemand das selbstständige Betreiben einer Frittenbude am Bahnhofs-Nordausgang ohne Subventionstropfen zutrauen würde und dessen Steine im Brett vor Wedemeiers Charakterkopf doch im wesentlichen darauf beruhen, daß er unter der Hand schon mal die Bezugsquelle für seine Fliegen und Krawatten verrät: Je tiefer unter der Gürtellinie dieses schmarotzenden Herrendarstellers die Schläge der unsachlichen Kritik fallen, desto eher treffen sie den richtigen Punkt. Weh tut da sowieso nix! In diesem Sinne, Bremer Sozis, wählt Euler. Ihr habt ihn ehrlich verdient...

Ulrich Reineking und so weiter