Bald Fernwärme in 40 Straßen

■ Stadtwerke schließen Gröpelingen und Walle ans Kraftwerk Hafen an

Drei Meter breite Baugruben werden sich aus Gröpelingen bis in die Innenstadt ziehen. In zwei Metern Tiefe verlegen die Stadtwerke bis zum Jahr 2000 ein neues Leitungssystem zur Fernwärmenutzung. Bernhard Wies, Marketing-Chef des Unternehmens, möchte den Absatz dieser „umweltschonenden Energieart“ verdoppelt sehen: „Der Kohlendioxid-Ausstoß könnte jährlich um 85.000 Tonnen reduziert werden“. Bisher beliefert man, überwiegend im östlichen Stadtgebiet, fast 30.000 Haushalte mit Wasserdampf, der aus dem Blockheizkraftwerk Hastedt zusätzlich zur Stromerzeugung ins Netz geht. Das Energieversorgungsunternehmen will nun bis Ende 1996 fast 20 Millionen Mark im Bremer Westen vergraben, um die im Kraftwerk Hafen gewonnene Fernwärme zu verkaufen.

Neben den bereits angeschlossenen Großabnehmern Justizvollzugsanstalt, Diakonissenkrankenhaus und Arbeiterwohlfahrt zielt die Absatzstrategie auf die Wohnanlagen von Gewoba und Brebau ab. Die sollen ihre alten Heizwerke übergeben, damit die Kessel abgestellt werden können und die Zentralheizungen mit „direkter Wärme“ laufen.

Aber auch private Haushalte und Vermieter werden mit einem kompletten Dienstleistungsprogramm gelockt. Wer im Zuge der Rohrverlegungsarbeiten auf Fernwärme umstellen möchte, wird zum Sonderpreis angeworben. In 40 Straßen in Gröpelingen und Walle sind bald 800 Gebäude anschließbar. Anstelle der Erdgastherme oder des Ölbrenners bieten Bremer Installateure in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Fernwärme-Kompakt-Hausstationen an. Nicht größer als ein Kühlschrank ist eine solche Anlage. Wer ohnehin beabsichtigt die Heizungsanlage auszutauschen, investiert beim Umstieg auf die Fernwärme etwa gleichviel wie bei der Installation mit Gas- oder Ölversorgung. Im Brennstoffkostenvergleich schneidet Fernwärme zwar schlechter ab, „dies spielt sich jedoch durch geringere Wartungskosten wieder ein“, so Bernhard Wies.

Der Marketing-Leiter bietet seiner zukünftigen Kundschaft ferner Hilfen bei der Öltankentsorgung sowie in Finanzierungsfragen an. Ein günstiges Energiespardarlehen wird gemeinsam mit Sparkasse und LBS vermittelt.

Im Zuge der Hafenrandstraße bis zur Ecke Lütjenburger Straße sind schon 2,5 Kilometer der neuen Wärmetrasse in Betrieb. Insgesamt sollen bis Ende des Jahres rund 1,5 km Leitungen im Bereich Ohlenhof in die Erde kommen. Ein weiterer Bauabschnitt bis zum Hallenbad-West wird parallel zu Kanalverlegungsarbeiten der Bremer Entsorgungsbetriebe erschlossen. Über welchen Weg das Fernwärmenetz dann in die Innenstadt geführt wird, steht noch nicht fest. Letztendlich soll das Leitungssystem sogar bis in die Neustadt reichen.