Kommentar: Guten Rutsch
■ SPD-Fraktion ist nicht zu führen
Claus Dittbrenner hat hingeschmissen. Nachdem er innerhalb der SPD mehrfach zum Rücktritt aufgefordert worden war, hat er den Schritt nun auch gemacht. Allerdings nicht unversorgt. Die SPD-Fraktion hat er nicht bändigen können, jetzt soll er Parlamentspräsident werden. Schmerzensgeld nach harten Jahren.
Was bloß reizt die Herren Leo und Weber am Fraktionsvorsitz? Nach den letzten dreieinhalb Jahren muß man doch nüchtern bilanzieren: Der Job ist ein Himmelfahrtskommando. Die Heckenschützen in der Fraktion haben ihren Vorsitzenden zu jeder passenden Gelegenheit lächerlich gemacht. Er hat Probeabstimmungen organisiert, hat mit allen persönlich geredet, und doch haben mehr als zwei Handvoll Sozis im Dunkel der Wahlkabine die Haubitzen gegen Dittbrenner und Wedemeier in Stellung gebracht. Und als es dann gerumst hatte, wollte es wieder keiner gewesen sein.
Wieso sollte sich daran etwas ändern? Ist die Bremer Sozialdemokratie geschlossener als vor vier Jahren? Wohl kaum. Claus Grobecker zieht doch schon wieder durch die Gaststätten und verkündet, daß der nächste Bremer Bürgermeister Ulrich Nölle heißen wird. Das geht doch wieder nur hintenrum. Gegen politische Feigheit ist kein Kraut gewachsen. Das war eine Lektion, die Dittbrenner bis zum Erbrechen lernen durfte. Für seine Nachfolger kann man nur wünschen: Guten Rutsch. Jochen Grabler
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