Soldaten und Rebellen in Burundi terrorisieren das Volk

■ Tote nach „erfolgreicher“ Militäroperation

Berlin (taz) – In Burundi herrscht Krieg. Mehrere Dutzend Leichen von Frauen, Kindern und alten Menschen liegen auf den Straßen von Kamenge, dem von der Tutsi-Armee eingenommenen Hutu-Viertel der Hauptstadt Bujumbura. Am Mittwoch waren mehrere tausend Soldaten in das dichtbesiedelte Viertel sowie in den ebenfalls hauptsächlich von Hutu bewohnten Stadtteil Kinama eingerückt – sie suchten dort Guerillakämpfer der radikalen Hutu-Rebellenbewegungen Burundis, die gegen die Machtelite der Tutsi kämpfen und sich in „ihren“ Vierteln hinter Straßenbarrikaden verschanzt hatten. Das Militär walzte die Barrikaden mit schweren Bulldozern nieder und ging mit schwerer Artillerie auf die Suche nach dem Feind. Es kam zu stundenlangen Feuergefechten, viele der Häuser gingen in Flammen auf.

Gestern herrschte in Kamenge wieder Ruhe. Journalisten durften das vom Militär eroberte Gebiet besichtigen – was vorher, als dort noch die Hutu-Rebellen herrschten, unmöglich war. Und der Hutu- Präsident Sylvestre Ntibantunganya, der Beobachtern zufolge selbst um sein Leben fürchten muß, dankte der Armee für ihre „erfolgreiche“ Operation. Wo die Rebellen nun sind und ob sie zum Zeitpunkt des Militäreinmarsches überhaupt noch da waren, ist unbekannt. Aber nun ist die Hutu-Hochburg Kamenge in Tutsi-Hand. Zehntausende der Hutu-Bewohner sind in die Berge geflohen. In anderen Teilen der Hauptstadt soll es zu Racheakten an Tutsi- Zivilisten gekommen sein.

Außerhalb Bujumburas ist die Lage noch schlimmer. Während in der Hauptstadt zumindest noch eine Regierung amtiert, wenn auch in sich gespalten und ohne reelle Macht, herrscht draußen nur noch die Angst. Soldaten der Tutsi-Armee wie auch Rebellen der Hutu-Guerilla terrorisieren eine völlig schutzlose Zivilbevölkerung. Jede Seite betreibt die „ethnische Säuberung“ – weil sie befürchtet, ansonsten selbst zum Opfer eines Völkermordes zu werden. D. J. Tagesthema Seite 3