Unterm Strich

Neben besagtem Ronald B. Kitaj und seinen allegorischen Portraits sind am Samstag nachmittag noch weitere KünstlerInnen für ihre Beiträge zur 46. Biennale ausgezeichnet worden. Der US-amerikanische Video-Künstler Gary Hill bekam die für sein im italienischen Pavillon installiertes Labyrinth den Jury-Preis für bildhauerisches Schaffen. Hill hat aus mattem Stahl zahllose Stäbe und Winkel in einem dunklen Raum ausgelegt, mit deren vertracktem Verlauf zwei Videowände korrespondieren. Sie zeigen Großaufnahmen von langsam fortschreitenden Gebärden. Der dritte Preis ging an Ägypten für die beste Präsentation des Länder-Pavillons, in dem Akram el-Magdoub eine südländische Gassensituation aus verrosteten Stahlplatten und weißen Ytong-Bausteinen arrangiert hat. Aus Boxen an der Decke dringt Gemurmel auf die Besucher ein. Außerdem wurde die junge irische Künstlerin Kathy Prendergast für ihre abstrakten Städtezeichnungen mit dem „Preis 2000“ ausgezeichnet. Das sind 25.000.000 Lire, was beim derzeitigen Kurs etwa 22.000 Mark oder besser gesagt: um die 10.000 irischen Pfund entspricht.

Jetzt doch noch: Christo hat Konkurrenz bekommen. Auf einem gerade in der Redaktion angelandeten Fax werden Künstler aufgefordert, „etwas Bleibendes für das demokratische Gemeinwesen Bundesrepublik“ zu tun, indem parallel zum Reichstag auch „andere Relikte großdeutschen Wahns“ verhüllt werden. Der Künstler, der das häßlichste Schandmal preußischer Baukunst entsorgt, erhält den Preis „Wider neue nationale Verblendung — für ein Europa der Regionen“. Regionen? Wie so oft, weiß man nicht genau, ob die Alternative nicht im Endeffekt Schlimmeres gebiert als das Phänomen, gegen dessen Stachel sie löckt. Das Fax kommt von einer sogenannten Rheinlandpartei (dort gäbe es auch jede Menge zu verhüllen), zu erreichen unter 02235/86743.