Mehr Bio in der Mensaküche ?

■ Bundesweite Mensa-Aktionstage: Fragebogenaktion unter Studierenden zum Mensa-Essen / „Bitte nie wieder heute Hühnchen und morgen Frikassee“

„Es könnte schlimmer sein, aber für zwei Mark fünfzig finde ich das schon okay“ – so beurteilt Karin Busse, Studentin an der Uni Bremen, die Qualität des Mensaessens. Denn die steht im Mittelpunkt einer Fragebogenaktion des AStA-Ökologiereferates, die zur Zeit im Rahmen der bundesweiten Mensaaktionstage durchgeführt wird. Dabei soll geklärt werden, wie die Studierenden mit dem jetzigen Mensaangebot zufrieden sind. Wenn die Umfrageergebnisse in etwa zwei Wochen vorliegen, sollen sie als Grundlage für Verhandlungen über Änderungen dienen.

Carsten Westerholt vom AStA-Ökologiereferat möchte vor allem wissen, ob die StudentInnen bereit sind, für das Essen mehr zu bezahlen, wenn die Zutaten von Bio-Bauern kommen. „Bei Umfragen in anderen Mensen waren die Studenten dazu durchaus bereit“, gibt er sich optimistisch. Für viele Studierende ist der Preis allerdings ein Problem. „Jeden Tag sechs Mark fürs Essen, das kann ich mir nicht leisten“, meint eine Studentin. Dasselbe gilt auch für Karin Busse. Sie stört am meisten, daß „sich alle drei Wochen das Essensangebot wiederholt“. Firdevs Girgin, die seit zwei Jahren in Bremen studiert, wäre dagegen schon bereit, mehr zu bezahlen. Vorausetzung: „Dann müßte es aber auch besser schmecken, und vor allem müßte sich die Zusammenstellung ändern“. Denn wenn es heute Hähnchenschenkel gebe, folge am nächsten Tag garantiert Frikassee.

Der Chef des Studentenwerkes, Christian Rohlfing, ist vom Erfolg der Umfrage überzeugt. So wisse er endlich, was die Studierenden wollten. Er sehe schon, daß nicht alle Bedürfnisse der StudentInnen befriedigt werden könnten, „aber alle Veränderungen sind eine Frage des Geldes und der Zeit.“ Wenn im nächsten Jahr die Mensa umgebaut wird, soll sich auch der Speiseplan verbessern. Daß „die Mensa schöner wird und das Essen nicht“ befürchtet allerdings Carsten Westerholt. Mit den Umfrageergebnissen im Rücken will das AStA-Ökologiereferat auf Veränderungen drängen. Denn schließlich ginge es an anderen Universitäten ja auch. In Oldenburg sei schon seit Jahren die Mensa auf Bio-Produkte umgestellt. Und: „Es ist gar nicht so einfach, genügend Bio-Produkte für bis zu 4.000 Essen täglich zu bekommen“, sagt Rohlfing dazu. Außerdem würden viele Lieferanten, die die Oldenburger Uni belieferten, schon jetzt auch die Bremer Uni beliefern.

Einig sind sich AStA und Studentenwerk bei der Ablehnung von gentechnisch manipulierten Lebensmitteln. „So was würde ich privat auch nicht kaufen, also kommt's auch nicht in die Mensa“, tritt Rohlfing Befürchtungen des AStA entgegen, genmanipulierte Produkte könnten in die Mensaküche Einzug halten. Man habe sogar die Lieferanten angeschrieben und ein Zertifikat gefordert, daß kein genmanipuliertes Material verwendet wird. Leider könnten das aber nicht alle garantieren. Deshalb fordere man auf jeden Fall eine Kennzeichnung.

Ein anderer wichtiger Punkt ist die komplette Umstellung auf Mehrwegbecher für Getränke. In der Mensa gibt es bis jetzt nur Einwegbecher. Nur in den Cafeterien gibts neben Einweg- auch Mehrwegbecher. Dort ist der Kaffee zehn Pfennig teurer, wenn man Einwegbecher benutzt. „Aber das scheint die Leute nicht zu stören, jedenfalls sind die Müllsäcke immer voll“, wundert sich Carsten Westerholt. Demnächst solle nun endlich Uni-weit die gesetzlich vorgeschriebene Mülltrennung eingeführt werden.

Gleichzeitig mit der Fragebogenaktion findet eine Unterschriftensammlung statt. Mit ihren Unterschriften unterstützen die StudentInnen die Bundeskoordination studentischer Ökologiearbeit e.V. (BSÖ). Die BSÖ will erreichen, daß die Studierendenwerke bundesweit mehr Bio-Produkte einsetzen, keine genmanipulierten Lebensmittel verwenden, nur noch Mehrwegsysteme zum Einsatz bringen und mehr energie- und wassersparende Maßnahmen verwirklichen.

„Alle Studierendenwerke zusammen könnten schon was bewegen auf dem Ökologie-Sektor“, meint Christian Westerholt. Schließlich seien die Studierendenwerke der größte Essenanbieter in Deutschland. sch