„Ihr verfallt moralisch“

■ Afrikanische Frauenrechtlerinnen sind optimistisch für ihre Länder

Die Vorbereitungen für die Weltfrauenkonferenz in Peking laufen auch in Bremen an. Während sich hier noch Frauen ärgern, kein Visum der chinesischen Regierung bekommen zu haben, lehnen manche Frauen aus Afrika es ab, zu der UNO-Veranstaltung zu fahren. „Die Frauen, die nach Peking fahren, repräsentieren nicht die Frauen, um die es gehen sollte“, sagt Sophie Namondo Mbua, Sozialwissenschaftlerin aus Kamerun. Wie könnten die – mit drei Mahlzeiten am Tag – über die Probleme von armen Frauen auf dem Lande reden? Zusammen mit Kwanele Ona Jirira, Dozentin für Agrarwissenschaften an der Universität Harare in Zimbabwe, reist Sophie Namondo Mbua zur Zeit für Vorträge über die Zukunft von Frauen in Afrika durch Deutschland. Beide engagieren sich in ihren Heimatländern für selbstbestimmte Lebensformen von Frauen. Das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung hatte sie gestern nach Bremen eingeladen.

In Afrika sei das größte Problem die ungleiche Verteilung der Ressourcen. Bodenschätze und lukrativer Plantagenbau gehören internationalen Konzernen. Davon profitiere nur der Norden, in Afrika verdienen allenfalls Männer daran. „Unsere Politiker haben dieses koloniale Rahmenwerk widerspruchslos übernommen“, meint Kwanele Jirira. Frauenarbeit zähle nichts, dabei hielten sie die Länder am Leben.

„Wir müssen zurück zu unseren Wurzeln“, sagt sie. In Kamerun habe sie gesehen, daß Frauen aus Teilen der Bananenstaude Cremes und Seife herstellen. Das mache sie unabhängig von teuren Importen, außerdem könnten sie Geld mit den Produkten verdienen. „In der Natur gibt es alles, wir brauchen keine Chemie.“ Nicht so wie hier in Europa, wo jede Tomate gleich aussehe, Erdbeeren groß wie Äpfel werden. Fehlt es Afrika an materiellen Dingen, so fehle es dem Norden an Seele. „Ihr leidet an moralischem Verfall und sucht nach Sinn im Zen“, sagt Kwanele Jirira. Für die Zukunft der Frauen in Afrika sind sie und Sophie Mbua optimistisch: „Wir wissen genau, was wir wollen.“ ufo / Foto: Nikolai Wolff