Abwarten, zuschauen, business as usual?

■ Der Bremer Journalist und Autor Jürgen Alberts wundert sich über die Geisterstille

Alles wartet nun gespannt gebannt, was sich da tut, im rot-schwarzen Rathaus. Schon essen die Herrschaften auf Bürgerkosten. Von überall die lahmen Kommentare: mal abwarten, mal zuschauen. Resigniert, verstimmt. Ein Freund sagte: „Jetzt kriegt Bremen genau das, was es immer schon wollte – ein Kabinett der Pfeifen.“ Ein ganzes Pfeifenorchester. Und wieder bleibt uns nur zuschauen?

Von den Fotos wird gelächelt. Der große Gesamthändeschüttler lächelt, der gestriegelte Hinterbänkler lächelt, der Bonner Enttäuschte lächelt auch. Weil es ja alles so komisch ist. Business as usual?

Klar. Was sonst? und abwarten?

Als hätte „Arbeit für Bremen“ das Dingen gewonnen. Nur eben ohne Rebers. Klappt auch so.

Da kommt was in den Fluß (als Fraktionsvorzitter?), da kommt was aus den Bremer Häfen (ein Mann, namens, wie bitte, Beckmeyer, oder Becksmeister, oder was) aus Bremerhaven, weil die ja versorgt werden müssen – ein Mann, dem die Zahl 3 schon Kopfzerbrechen machen soll – da werden Staatsräte als Schulräte für Mathe-Nachhilfe en masse benötigt werden – und dann Frau Motsche-Potsche-Mann als Kultursenatorin (da wird die außerparlamentarische Kulturlandschaft wieder aufblühen müssen – mit meiner Unterstützung kann gerechnet werden) – und was die Spekulationen noch alles sind...

Abwarten? Zuschauen?

Business as usual.

Kann ich nicht so sehen. Hier wird mit einem Ruck gerückt, mit kräftiger Machtkelle ausgeteilt. Bortscheller fürs Innere. Lebe wohl, Bremer Freizügigkeit.

„Wir schlagen Schaum, wir seifen ein“, so ging dereinst ein schönes Lied. Und: ein anderes, vom guten Erich Weinert: „Machen wir nen kleinen Kompromiß...“

Dies hier wird ein vollständiger Kompromiß, bis zur Kenntlichkeit gelächelt. Ade, ihr letzten spezialdemokratischen Positionen, das grüne Mäntelchen wird abgelegt, das andere in den Wind gehängt und nun der schwarze Umhang. Rächer der Verderbten. Und dann... wollen wir wirklich so lange warten?

Der mit dem Hut

Jürgen Alberts