Hanseatische Schreihälse vor!

■ „Call Me Names“ will in Oldenburg „Local Hero“ 95 werden

„Call Me Names“ sagt man im englischsprachigen Ausland, wenn man wüst beschimpft werden möchte. In Bremen sagt man es, wenn man nach dem Namen der Band gefragt wird, die kürzlich bei der Vorausscheidung des „Local Heroes“-Wettbewerbs von Radio ffn im „Modernes“ sowohl den Publikumspreis wie auch den Hauptpreis abstauben konnte. Darüber allein könnte sich die neunköpfige Schar mitsamt ihren unzähligen Gelegenheitsgästen freilich schon freuen wie Schneekönige. Aber die Geschichte ging und geht noch weiter. Im hannoverschen Semifinale der groß angelegten Nachwuchsförderaktion stachen sie ebenfalls die Hälfte der Mitbewerber aus und stehen heute abend zum Showdown mit „Murphy“ und „Aktion Direkt“, den anderen beiden Überlebenden des Semifinales, auf dem Oldenburger Marktplatz, wo es um die Wurst geht. Die Wurst ist in diesem Falle eine stattliche Stange Geld, die zwecks CD-Einspielung verpraßt werden muß. Sollten „Call Me Names“ heute nicht den Vogel abschießen und demnächst ein eigenes Album produzieren, kann man sie zumindest auf einer Kompilations-CD mit den anderen Vorrundensiegern hören.

Gefunden hat sich der muntere Haufen bei einer Jam-Session für Baß, Gitarre, Schlagzeug, Percussion und Gesang. Bei Konzerten wurden frohen Mutes Gäste mit auf die Bühne genommen, vor allem Sänger und Rapper. Einige mochten gar nicht mehr gehen, weshalb zum festen Kern inzwischen neun Mitglieder zwischen 24 und 38 gehören, darunter neben dem zweistimmigen männlichen Lead-Gesang zwei Background-Sängerinnen mit den klangvollen Bühnennamen Miss Carlene und Alice D. Das klingt schillernder als Meike und Annette. Ein fester Bläsersatz wird noch hände- ringend gesucht.

Mit einem knackigen Schlagwort läßt sich die Musik von „Call Me Names“ nicht etikettieren. Dafür kommen die MusikerInnen aus zu unterschiedlichen Ecken. Gitarrist Detlef „Megadef“ Jürgens beispielsweise ist ein alter Rocker, während Sänger Christian „Incredible Criddle“ Klüver als Instrumentalist mit Jazz und Klassik angefangen hat. Percussionist Christian „Oedlaender“ Fehrc hat sein Handwerk autodidaktisch erlernt, als er mit acht Jahren anfing, „Santana“-Platten nachzutrommeln. In dem, was beim Zusammenspiel entsteht, ist für HipHop und Funk ebenso Platz wie für Jazz und auch schon mal für härteren Rock. Sänger Cem „Big Jam“ Süzer war nicht von Anfang an bei der Band, war aber sofort ganz baff, wie gut sich die unterschiedlichen Vorlieben zu einem Ganzen fügten.

Als zehntes Bandmitglied sieht man schon Stefan Jeep, obwohl er auf der Bühne keinen Ton von sich gibt. Der Filmstudent ist Grafikdesigner der Truppe und filmt treu jeden Auftritt mit.Getextet wurde bei „Call Me Names“ ursprünglich in Englisch, aber der Trend geht zu deutsch und zweisprachig.

Nach ihrem heutigen Auftritt in Oldenburg legen sich „Call Me Names“ keineswegs auf die faule Haut. Am 24. 6. spielen sie mit anderen unter dem Motto „Rock für Jobs“ im Bremer Schlachthof.

Andreas Neuenkirchen