Karstadt und Horten dicht?

■ Bremer VerkäuferInnen streikbereit für Samstag oder Montag

„Wir sind darauf eingestellt, schon am Samstag oder Montag in Bremen zu streiken“, sagte gestern Heiner Schilling, Sekretär der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) gegenüber der taz. „Der Samstag ist natürlich ein sehr attraktiver Tag“, fügte Schilling hinzu.

Wird dieser Tage in Bremen gestreikt, dann in den Unternehmen Brinkmann, Horten, Karstadt, Leffers, Quelle und Wertkauf. Deren organisierte Beschäftigte haben sich in einer Urabstimmung diese Woche zu 85 Prozent für einen Streik ausgesprochen. Nächste Woche wird in weiteren Bremer Betrieben urabgestimmt, zum Beispiel bei Boecker und Diekhoff.

Auch wenn gestreikt wird – bei den Kaufhäusern werden KundInnen wahrscheinlich nicht vor geschlossenen Türen stehen, nur vor einigen verwaisten Abteilungen. Denn die Beschäftigten beispielsweise in der Parfümerie oder der Gastronomie unterliegen anderen Tarifverträgen. Im Kaufhaus Horten gebe es allein drei selbständige Schuhgeschäfte, sagt Heiner Schilling. Außerdem, auch diese Erfahrung mußte die Gewerkschaft schon machen, helfen an Streiktagen häufig Verwaltungsangestellte an den Kassen der bestreikten Abteilungen aus.

In der letzten Verhandlungsrunde diese Woche boten die Arbeitgeber 3,1 Prozent Erhöhung an, berichtet Schilling, die Gewerkschaft fordert aber 7,8 Prozent. Am liebsten wäre der HBV eine pauschale Erhöhung um 240 Mark für jede/n Beschäftigte/n. Derzeit kann eine Verkäuferin, wenn sie ausgebildet ist als Einzelhandelskauffrau, maximal, also nach sieben Berufsjahren, 3.060 Mark brutto verdienen, eine ausgelernte Verkäuferin im ersten Berufsjahr bekommt 2.370 Mark. Wohlgemerkt: brutto.

Den letzten Streik im Einzelhandel hat es 1991 gegeben. Der Organisationsgrad der Beschäftigten ist besonders hoch in großen Häusern, bei Karstadt etwa liegt er bei über 50 Prozent. Insgesamt sind im Land Bremen von nicht ganz 30.000 Beschäftigten im Einzelhandel 5.300 organisiert.

Gestern schon haben nach Angaben der Gewerkschaft HBV rund 1.000 Beschäftigte in vier Kaufhäusern in Hannover gestreikt, um ihren Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen. Außerdem waren Kaufhausfilialen in Delmenhorst sowie Lebensmittelmärkte in Wilhelmshaven, Jever, Aurich und Hage von teilweise ganztägig geplanten Streiks betroffen. Die Sprecherin der HBV in Hannover sprach von insgesamt rund 1.500 Streikenden in ganz Niedersachsen. Die Arbeitgeber hätten teilweise versucht, „durch Streikbrecher aus anderen Häusern oder Orten den Betrieb in ihren Filialen aufrecht zu erhalten“.

cis/dpa