VerkäuferInnen streikten fast geschlossen

Viele Kunden und Kundinnen in der Bremer Innenstadt haben am Samstagmorgen nichts bemerkt. Sorglos und mit Tüten bepackt schlenderten sie durch die Geschäfte. Hinter den Kulissen der Kaufhäuser und Geschäfte gärte es allerdings.

In der Rundfunkabteilung bei Karstadt mußte der Abteilungsleiter allein die Stellung halten, auch zwischen Federbetten und Gardinenstangen wuselten keine VerkäuferInnen. „Die Bereitschaft zu streiken, war sehr groß“, sagt Ingrid Fink, Betriebsrätin bei Karstadt. Daher seien die meisten KollegInnen morgens als Streikposten vor den Türen des Kaufhauses geblieben. Das hauseigene Restaurant habe ganz geschlossen bleiben müssen.

Auch bei Horten sind die meisten ArbeitnehmerInnen auf die Straße gegangen. Eine Verkäuferin erwartet für Montag „finstere Mienen der Chefs“. Doch an die hat sie sich nach drei Streiks der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) seit 1989 gewöhnt. Nach dpa-Angaben mußte die Horten-Filiale in Bremerhaven am Samstag geschlossen bleiben, da die gesamte Belegschaft streikte.

Mit finsteren Mienen allein begnügten sich die Verantwortlichen bei Brinkmann nicht. Sie hatten Body Guards bestellt, die die Streikenden von den Türen fernhalten sollten. „Das heizt die Situation unerträglich an“, sagte dazu Heiner Schilling von der Bremer HBV. Eine Streikbrecherin bei Brinkmann wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Vor anderen Geschäften seien zwei Streikposten von „wildgewordenen Autofahrer“ verletzt worden, so die HBV. Schilling und KollegInnen haben in den bisherigen vier Tarifrunden 7,8 Prozent mehr Löhne und Gehälter gefordert. Die ArbeitgeberInnen boten bislang 3,4 Prozent. Am 27. Juni verhandeln die TarifpartnerInnen weiter. ufo