Eggert: „Anonyme Gerüchtestreuer“

Der sächsische Innenminister Heinz Eggert bestreitet, Mitarbeiter sexuell belästigt zu haben  ■ Aus Dresden Detlev Krell

Rechtzeitig vor dem für Oktober anberaumten CDU-Landesparteitag qualmt nun öffentlich die Gerüchteküche um den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU und sächsischen Innenminister Heinz Eggert. Ihm sei „schon seit über einem Jahr bekannt, daß Gerüchte gestreut werden, die meine sexuelle Orientierung betreffen und behaupten, ich hätte Mitarbeiter angegriffen“, stellte der sichtlich nervöse Politiker zu den im Magazin Der Spiegel gegen ihn erhobenen Anschuldigungen klar. Doch wäre es ihm „nie gelungen, den Kreis der Gerüchtestreuer zu erkennen.“

Eggert erklärte weiter, „daß es keinen einzigen Fall gibt, wo ich Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter sexuell belästigt oder versucht habe, sie sexuell zu nötigen.“

Der sächsische Innenminister vermutet hinter den Anschuldigungen zwar einen „bestimmten Personenkreis“, kenne aber bisher „weder Namen noch den Inhalt der Vorwürfe“. Vor neun Wochen, so Eggert, hatte sich eine nicht näher beschriebene Zahl „enger Mitarbeiter“ an die Staatskanzlei gewandt und „sexuelle Belästigungen“ geschildert. Die Staatskanzlei habe den Mitarbeitern Vertraulichkeit zugesichert.

Eggert entgegnete auf das konspirative Vorgehen: „Ich habe keine Lust, mich mit fiktiven Anschuldigungen öffentlich auseinanderzusetzen.“ Ihm wäre es „eine Erleichterung gewesen, wenn mich jemand angezeigt hätte, denn dann könnte ich reagieren.“

Doch auf die strafrechtliche Verfolgung der in eidesstattlichen Erklärungen protokollierten Taten kommt es den „Mitarbeitern“ offenbar ebensowenig an wie auf eine Aussprache mit dem öffentlich diskreditierten Politiker.

Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, der mit seinem Minister sowohl vor als auch nach der Veröffentlichung über diese Anschuldigungen gesprochen hatte, kehrte vorzeitig von einem Berlin-Termin zurück, um ebenfalls zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Biedenkopf hatte bereits im Spiegel erklärt, er sehe „nicht den geringsten Grund, an der Integrität von Heinz Eggert zu zweifeln.“

Der Beschuldigte hat den Dienstherrn gebeten, eine Untersuchungskommission einzusetzen und ihn zu beurlauben: „Damit niemand behaupten kann, ich würde darauf Einfluß nehmen“. Bevor die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, will sich Heinz Eggert zu den Vorwürfen nicht mehr öffentlich äußern.

Unabhängig davon, wie die Untersuchung endet: Eggerts Ansehen und seine bisher überraschend steile Karriereleiter werden schon heute irreversiblen Schaden genommen haben. Der ehemalige Pfarrer wäre nicht der erste sächsische CDU-Politiker, der mit Gerüchten vom Stuhl geschleudert würde. Vor ihm mußte schon Fraktionschef Herbert Goliasch gehen. Unmittelbar vor dem Termin zur Neuwahl der Fraktionsführung waren Gerüchte über eine mögliche „KGB-Tätigkeit“ Goliaschs aufgetaucht, die sich später als völlig unhaltbar erwiesen.