■ 2000 Anschläge – Die Gastkolumne: Kultur in allen Ressorts
Wie wichtig ist Kultur? So wichtig, daß sie ein eigenes Ressort haben muß? Nein, wichtiger! Bildung, Wissenschaft und Kunst sind Elementarbestandteile unseres Zusammenlebens. Wenn ein großes Ressort „Bildung, Wissenschaft und Kunst“ sparsamer und flexibler ist als ein kleines Kulturressort, so bin ich für Sparsamkeit.
Allerdings darf die öffentlich politische Bedeutsamkeit von Kultur und Kunst nicht zu einer Sparflamme werden. Kultur ist eine Hauptsache, eine von vielleicht 16 Hauptsachen.
Helga Trüpel hatte ein kleines Ressort. Kultur und Kulturpolitik waren in der Öffentlichkeit präsent. Versandet nun die Präsenz von Kultur in der Politik, wird sie zur Nebensache? Versandet die begonnene Bedeutungsdiskussion? Nein, das geht nicht. Erst recht nicht in Zeiten verschärften Sparens.
Beim Sparen werden (politische) Bedeutungen verschoben. Ich habe keinen Einblick in die Ietztwirklich berechtigte Sparlinle. Aber ich befürchte, daß die kulturelle Energie zu wenig als Kraft und als wichtige Investition gesehen wird. Man darf die Bedeutung von Kultur und Kunst nicht heruntersparen. Man kann allerdings sparsamer sein. Und andere Wege, originellere Wege gehen, Energiebremsen wie verdickte Hierarchien abbauen – wie sie zum Beispiel in Form der SKP existieren. In jedem Falle gilt es jetzt, den begonnenen Entwicklungsfluß von Kultur nicht zu unterbrechen, nicht abzubrechen. Dazu ist eine verläßliche, mittelfristige Finanzplanung nötig, mit der auch die Kulturinstitutionen und die freien Projekte über fünf Jahre sicher arbeiten können.
Kultur paßt in jedes Ressort. Ein Präsident des Senats, zuständig auch für Kultur, oder eine Senatorin für Bau und Kultur oder ein Senator für Wirtschaft und Kultur oder ein Senator für Finanzen und Kultur – oder wohl doch am besten „für Bildung, Wissenschaft und Kunst“. Verantwortlich aber sind sie alle. Ein Bauwesen ohne Kultur, eine Umwelt ohne Kultur, ein Senat ohne Kultur, eine Wirtschaft ohne Kultur, eine Sanierung ohne Kultur: Das geht doch nicht! Kultur ist eine dringende Angelegenheit, ein Lebensmittel für Geist und Seele, eine internationale Sprache. Übrigens: Kultur ist nicht Unterhaltung, auch, wenn sie unterhaltend sein kann.
Also, meine Frage: Welche Bedeutung erhält Kultur in Bremen? Meine Antwort: Hoffentlich bleibt Sie, hoffentlich wird Sie Hauptsache.
Detlef Roth , KUBO (Kultur- und Bildungsverein Ostertor) Foto: Nikolai Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen