Im Schutze des Trommelfells

■ Wie klingt eigentlich Styropor auf Holz? Experimente bei den MIB-Improvisationen

Eine Musik, die konsequent auf Melodie und Harmonie verzichtet und die sich lieber auf experimentelle Geräusche und heftige Improvisationskunst verläßt: Das ist für die ZuhörerInnen häufig schwer nachvollziehbar. Wo alles sich auflöst – wie soll mensch da einen Ansatz finden? Manchmal läßt sich einer im eigenen Hören konstruieren. Die „Improvisationen der MIB“ (Musikerinitiative Bremen) bieten ihrem Publikum seit einiger Zeit eine monatliche Testreihe. Beim letzten Versuch der Saison wurden eher die Gefahren allzu freier Strukturen hörbar: Was die beiden Duosim MIB-Domizil im Buntentorsteinweg boten, klang oft eher zufällig und willkürlich.

Soundtüftler und Gitarrenpräparator Hainer Wörmann und Ralf Benesch, sonst eher als Tenorsaxophonist der Bremer Jazzcombo Swim Two Birds bekannt, spielten als Gitarren-Duo auf. Ihre Improvisationen waren vor allem von Geräuschhaftem geprägt.

Wörmann hatte seine Gitarre in gewohnter Manier präpariert, u.a. führten kleine Styropor-Quader zwischen den Saiten zu Klängen, die an den Metallzungensound der Mbira, des Daumenklaviers, erinnerten. Benesch dämpfte den Klang seiner akustischen Gitarre häufig durch die ganz aufgelegte Griffhand, sodaß nur leise Schrammellaute zu hören waren, oder quietschte durch Reiben der Hände auf dem Korpus. Einmal spielte er sein Instrument gar umgekehrt, ließ die Finger der Griffhand auf dem Hals klopfen, während die Fingernägel der anderen Hand übers Holz des Korpus der Gitarre kratzten.

Der Eindruck des Zufälligen dieser freien Klänge galt noch stärker für den zweiten Set des Abends . Da trafen der Bremer Flötist und Klarinettist Nils Gerold und der als Gast geladene Berliner Posaunist Günther Heinz aufeinander. Heinz konzentrierte sich vorwiegend auf zurückhaltende, mit Obertönen angereicherte Grummel-Geräusche. Nur kurz stieß er in lauter schmetternde Klanggefilde vor. Dazu bot Gerold vor allem an Soundeffekten ausgerichtete überblasene, gehauchte, vibrierende Flötentöne. Auf der Klarinette legte er eine schmerzhafte Vorliebe für Diskant-Dissonanzen an den Tag, die manche/n der knapp zwanzig ZuhöreInnen zum Schutz des Trommelfells bewegte. Das Spiel der beiden Bläser wirkte eher nebeneinander als miteinander, größtenteils war das Ergebnis auch einfach spannungslos.

Dieses Manko wurde erst im abschließenden Quartett aufgehoben. Hier ergaben sich häufiger Berührungspunkte, spannende Klänge, auch durch die größere Besetzung, es schwirrten einfach mehr Töne, die sich treffen konnten, durch den Raum.

Arnaud