■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Inkompetenz mit Doppelnamen

Als ob es hier nicht genug zu tun gäbe! Da kämpft doch eines der raren rhetorischen Talente Bremens im Ausland („Ich bin ein Mann Klaus Wedemeiers“), am Boulevard Clovis 41 in Brüssel: Manfred Mayer-Schwinkendorf, Leiter des Bremer Verbindungsbüros bei der EU. Und wie er kämpft! Da rumpelt die Grammatik, da furzt der Sinn, es ist grandios. Am 15. Juni begrüßte er ein Dutzend Bremer JournalistInnen mit: „Ich kann Ihnen die Rede nicht ersparen, denn ich weiß, Sie sind Teilnehmer der Erwachsenenbildung der Landesvolkshochschule...“ Die dicken Damastservietten auf der Tafel mußten die Lachtränen der Journalistenrunde aufnehmen. „In unsrem Laden arbeite ich“, vertraute er der Runde an, und da gebe es noch zwei Praktikantinnen, „das Schöne an ihnen ist, daß man gar nicht weiß, wie man sie wieder loskriegt“. Und er lachte herzhaft mit, wenn man über ihn lachte.

Manfred Mayer-Schwinkendorf, welche Perle im sonstigen Brüsseler Einerlei aus Eurokraten und Nato-Stratokraten, aus Menschen, die allesamt nahtlos ins gehobene Management von Langnese passen würden, ohne Flecken auf ihren Kammgarnanzügen aus Diplomatie und Kompetenz. Dazwischen er, als hemdsärmeliger Hanswurst, prall voll hohler Bedeutungshuberei, auch weite Wege in Kauf nehmend, um zielsicher den nächsten Haufen zu erwischen, dabei seine Clownswürde unterstreichend durch das Umklammern der roten Unterschriftenmappe vom Format des Evangeliers Heinrichs des Löwen.

Besorgt über die Pressereaktion (der Weserkurier hatte sein Bonmot über seinen mangelnden Erfolg zitiert) rief MMS gestern beim Organisator der Bildungsreise, dem Chef der Landeszentrale für politische Bildung, Herbert Wulfekuhl an, um sich nach der Resonanz zu erkundigen. Und der meldete dem Mann, den Wedemeier als seinen Vertrauten nach Brüssel entsandt hatte, diplomatisch verpackt: Alles viel schlimmer, als man es in einer Zeitung schreiben kann.

Der Mann braucht ein Publikum, das ihn liebt und versteht. MMS braucht uns, die Bremerinnen und Bremer, die seine Erheiterungsarbeit zu schätzen wissen und obendrein durch Absorption seines Arbeitsvermögens dafür sorgen, daß es nicht etwa am falschen Ort sich entfaltet, das gäbe nur Mißverständnisse: die Verwalter der Euro-Geldsäcke etwa könnten auf die Idee kommen, der kleine Stadtstaat Bremen werde von wunderlichen Purzeln bewohnt.

Ihre Rosi Roland