Der Sound der Generation Yps

■ Die fröhlich-freche Nachhut der Neuen Deutschen Welle: Die „Lassie Singers“ simulierten mit Punk und Pop den Sommer

Die Lassie Singers singen, spielen und schreiben lustig-luftige Popsongs mit zärtlich-gemeinen Texten. Sowas macht sich normalerweise als Walkman-Kassette bei sommerlicher Radfahrt durch die Wallanlagen besser als auf der Live-Bühne. So war das Bangen vor ihrem Konzert im Schlachthof am Donnerstag groß.

Tatsächlich sah es zunächst aus, als würde ihnen ihre Vorband „Linda Potatoes“ die Show stehlen. Die vier Bremerinnen hatten die Bühne nicht nur besonders schön mit Blumen und Kerzen dekoriert, sie spielten sich auch im Nu in die Herzen der Zuschauerlnnen. Freigebig versprühten sie den schrägen Charme angepunkter höherer Töchter. Ihre Energie, die sich in wildem Gespringe und und ansteckender Fröhlichkeit manifestierte, half auch darüber hinweg, daß die meisten Songs des Quartetts gleich anfingen, gleich weitergingen und gleich aufhörten.

Danach wirkte der entspannte Sound der „Lassie Singers“ erstmal wie ein Dämpfer. Aber nur für eine Schrecksekunde. Ehemalige Mitglieder der oft umbesetzten Formation erzählen gerne häßliche Geschichten, wie jede klitzekleinste Band-Entscheidung penibel ausdiskutiert werden mußte. Daraus haben die Sängerinnen C. C. Hügelsheim und Almut Schummel eine unterhaltsame Bühnentugend gemacht. Sie redeten nicht mit dem Publikum, sondern miteinander: „Das nächste Lied handelt davon, daß die Schule schon langweilig war, und es danach auch nicht besser wird.“ „Ich weiß jetzt nicht, was du meinst. Davon handeln ziemlich viele Lieder.“ So geriet ihre Show eher zum Kabarett als zum stinknormalen Konzert. Höhepunkt des Abends: Almut Schummels beiläufige Erklärung, die Lassiesongs würde ja irgendwie für die „Generation Yps“ sprechen“.

Prominentestes Mitglied war natürlich Eff Jott Krüger, dem schon zu seiner Zeit als „Ideal“-Gitarrist ein methusalemhaftes Alter nachgesagt wurde. Sicherlich ist er wirklich nicht mehr der Jüngste, aber von Angesicht zu Angesicht sah er doch taufrischer aus als auf den meisten Fotos. Gitarrespielen konnte er trotzdem wie ein Alter. Rutschte ihm ein selbstverliebtes Solo heraus, wußte jeder: Der macht nur Spaß. Einfach Arrangements waren angesagt. Und mehr wurde auch gar nicht gebraucht.

Andreas Neuenkrichen