■ Straßmanns kleine Warenkunde
: Die Secret Card

Haben Sie schon ausreichend über das Wort verschroben nachgedacht? Nein??? Sputen Sie sich! Wer weiß, wie lange es das Wort noch gibt! Heute möchte nämlich niemand mehr verschroben sein. Nicht einmal seinem ärgsten Unterbezirksvorsitzenden mag man Verschrobenheit nachsagen.

Ich bin verschroben, weil ich mein Fahrrad mit einem Geheimnummernschloß abschließe. Die Geheimnummer ist die verschrobenste, die ich kenne: 8-2-7! Eine muffige, ranzige, fettsträhnige Nummer, die man, kaum gehört, gleich wieder vergißt. Darum ist es für mich ohne Risiko, daß ich die Nummer hier veröffentliche. Nicht wahr, Sie haben sie schon vergessen! Ich aber weiß ab sofort, wo ich nachschauen muß, wenn mir die Nummer wieder einmal entfallen ist. Das ist meine Art, mir Geheimnummern zu notieren. Weil aber nicht jeder das Privileg besitzt, seine Geheimnummern in einer Zeitung zu verstecken, wurde die Secret Card erfunden.

Fragen Sie mal im Bekanntenkreis, wo die ihre Geheimnummern verstecken. Ich verspreche einen abendfüllenden Spaß. Meist werden Geheimnummern in Notizbüchern unter „Vater“ abgelegt, mit einer „Vorwahl“ getarnt. Geheimnummern müssen sich auch als Postleitzahlen maskieren oder als Geburtstag von „Moritz“. Es gibt sogar Menschen – die Not ist groß – die den Brief mit der Zuteilung der Geheimnummer („SOFORT VERNICHTEN!“) in der Gesäßtasche bei sich tragen. Bis zur nächsten Wäsche. In Wirklichkeit hilft nichts dergleichen – Megatonnen von Karten werden jährlich eingezogen, und dann sitzt man in Lanzarote ohne eine Pesete.

Es gibt die Fahrradschloßnummer, die EC-Kartennummer, mehrere Kreditkartennummern, Aktenkoffernummern, Bankdepotnummern, e-Banking-Nummern, Internet-Nummern usf. und keinen Kopf, der alle kennt. Da kommt uns für 19,80 Mark gerade recht die Secret Card im Visitenkartenformat. Sie speichert zehn Geheimnummern. An die kommt man ran, wenn man die Geheimnummer der Secret Card weiß. Die Geheimnummer der Secret Card schreibt man ins Notizbuch unter „Vater“ oder „Moritz“, Diepholzer Vorwahl. Eine Abschrift der gesammelten Geheimnummern deponiert man im Safe. Die Safenummer steckt man in die Gesäßtasche. Bei Verlust der Secret Card greift man in die Gesäßtasche und öffnet den Safe.

Wer mehr als zehn Geheimnummern hat, kauft sich weitere Secret Cards, von denen eine als „Hyper“-Secret-Card die Geheimnummern aller anderen kontrolliert. Die Geheimnummer der Hyper-Secret-Card schreibt man auf einen Lottoschein. Wenn man nicht gewinnt, ruft man mal „Vater“ an. BuS