Kommentar – vgl. Seite 33/34
: Homokäse aus Bremen

■ Christopher-Street-Day in Oldenburg

Oldenburg – ein Name, den viele nur vom Käse kennen. Doch das wird sich mit dem heutigen Tage ändern: Lesben und Schwule wollen die Ruhe des Städtchens mit einer riesigen Demoparade erschüttern.

Aus Emden und Syke, aus Delmenhorst, Fallingbostel und Mantershagen reisen sie an. Ja selbst die BremerInnen pilgern lieber 50 Kilometer zum Christopher-Street-Day, als ihn noch einmal hier zu feiern. Das Debakel im vergangenen Jahr, bei dem die Politfraktion sich gegen die Feierabteilung so in Rage masturbierte, daß schließlich letztere die Polizei zu Hilfe rief, hinterließ tiefe Wunden. Diese wurden nun ein Jahr geleckt, und dabei immer wieder aufs neue infiziert. Vor Ort schien keine Paarung mehr möglich. Und so rückt die Familie halt in der Ferne zusammen, so wie sich jede ordentliche Familie beim wochenendlichen Verwandtenbesuch in trauter Harmonie verbündet. Haben wir das gewollt?

Nein. Schon gar nicht in einer Zeit, die einen echten Zusammenhalt der Schwulen und Lesben immer notwendiger macht, ob sie sich nun als politische Akteurinnen verstehen oder nicht. Fest steht: Der immer noch gärende Streit kann nicht exportiert und bejammert werden wie das Kapital in den Speckgürtel exportiert und bejammert wird. Er muß geführt werden, alles andere wäre Bremer Käse.

Dora Hartmann