Singendes Sax

■ Live im KITO: Dewey Redman, der Mann, der zugleich singt und spielt

Gut zehn Jahre ist es her, daß Dewey Redman mit seinem damaligen Quartett vor einem knappen Dutzend ZuhörerInnen im Lagerhaus Schildstraße auftrat. Bis heute gehört der texanische Saxophonist zu den MusikerInnen, denen die ihnen gebührende breitere Anerkennung versagt blieb. Sein ebenfalls Tenorsax blasender Sohn Joshua ist, gerade mal Anfang 20, in den letzten drei Jahren bekannter geworden, als Redman senior es je war. Aber das hat nichts mit musikalischem Können oder Einfallsreichtum zu tun.

Redman ist ein exzellenter Techniker, dessen Spiel beeindruckende vokale Qualitäten besitzt. In seinem Ton sind die Blueswurzeln des Jazz immer hörbar. Mit seiner speziellen Überblastechnik gelingt ihm eine erstaunliche Abspaltung von Obertönen. Kennzeichnend für sein Spiel ist ebenfalls das Ins-Horn-singen während er bläst, zum Teil in Gegenlinien. Hin und wieder greift Redman, der außer Tenor- auch Altsax und Klarinette spielt, zur Musette, eine Art nordafrikanischer Schalmei, mit der er orientalische Stimmungen in seine Musik einfließen läßt. Begleitet wird Redman von Cameron Brown, der lange mit Archie Shepp spielte und im Don Pullen/George Adams Quartett die Mingus Tradition weiterführte, am Bass sowie Rita Marcotulli am Piano und Matt Wilson am Schlagzeug.

Bekannt geworden ist der inzwischen 64jährige durch seine Zusammenarbeit mit Ornette Coleman in den 60ern und als Mitglied der frühen Gruppen des Pianisten Keith Jarrett. Außerdem hat er seit Mitte der 60er eine Reihe von Alben als Leader eingespielt. In seinen eigenen Kompositionen greift er Rhythm'n'Blues-Wurzeln ebenso auf wie afrikanische Elemente und verknüpft diese mit freien Spielformen. Heute allerdings pflegt Redman eine eher neo-klassisch ausgerichtete Stilistik. Mit den im Freejazz erweiterten Freiheiten wird die Tradition dabei neu interpretiert. Arnaud

Donnerstag um 20 Uhr im KITO, Vegesack, Alte Hafenstr. 30