Mongolei, einfache Fahrt

■ Bremer Buchlese (14): Doris Knop will mit ihren Büchern „Reisenden den Weg glätten“, zwischen Costa Rica und Fernost

Mit ihren schlacksigen 1,86 m fällt Doris Knop überall auf, aber in China gab es noch ein anderes Problem: „Dauernd tuschelten die hinter meinem Rücken: Was denkst du, ist das ein Mann oder eine Frau?“ Die Geschichte amüsiert sie heute noch. Sie weiß, daß sie als weibliche Langnase schlecht zu erkennen ist.

Das war 1982, China hatte sich gerade erst geöffnet und sie war in Taiwan um Chinesisch zu lernen. Einfach so. Irgendjemand hatte gesagt, daß sie Chinesisch nie so sprechen könne wie eine Einheimische. Das hat sie gereizt. Und wenn sie was reizt, muß sie es ausprobieren. Nach ein paar Monaten Sprachunterricht in Taipeh brach sie zu einem zweiwöchigen Schnupperbesuch nach China auf. Letztendlich blieb sie zwei Jahre. „Das hat sich einfach so ergeben und daß daraus ein Reiseführer entstanden ist, ist wirklich Zufall.“

Zufällig ist inzwischen eine ganze Reihe Reisebücher erschienen, und nicht ganz zufällig hat Doris Knop dann ihren eigenen Verlag aufgemacht. Mittlerweile umfaßt das Programm ein Dutzend Titel von Costa Rica bis Hongkong. „Ich will den Reisenden die Wege glätten, ihnen alle Informationen geben, die ich habe, aber ich will nichts schönreden, dann wären die Leute doch nur enttäuscht“, sagt die Bremerin. Das Rezept hat sie in ihrem China-Buch ausgekocht. Als sie von ihrer Reise zurückkehrte, „haben Freunde mich überredet alles aufzuschreiben“, erzählt sie. Denn China boomte – „aber es gab keine vernünftigen Reiseführer, weil einfach noch niemand dort gereist war.“

Doch trotz großer Nachfrage fand die unbekannte Schreiberin keinen Verlag. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihren China-Reiseführer selbst zu verlegen. „Ich war damals so naiv und habe geglaubt, ich schreibe so ein Buch in zwei Wochen runter. Ich hatte ja keine Ahnung – anderthalb Jahre habe ich dafür gebraucht“, wundert sich die Autorin noch heute.

Lagepläne von Hotels und Museen mußten gezeichnet werden, Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten waren zu recherchieren und auf keinen Fall durfte fehlen, wann man wo welche Eintrittskarten kaufen kann. Wichtige Tips, die ihren LeserInnen zum Beispiel die Tore der Verbotenen Stadt in Peking eine halbe Stunde eher öffnen. Ihre Sorgfalt hat sich gelohnt, der China-Reiseführer verkauft sich gut.

Aber lange wird sie so nicht mehr arbeiten können, denn die Konkurrenz ist erdrückend. „Wenn so große Verlage wie Polyglott auf einen Schlag mit 65 Titeln auf den Markt kommen, dann können sich die kleinen Verlage nicht mehr lange halten. Die machen schöne bunte Bücher für wenig Geld, das können wir nicht.“

Linear zu erzählen entspricht nicht ihrem Temperament, immer wieder fallen ihr kleine Anekdoten ein. Aber da sie ja nur beschreiben soll, wie ihr Verlag entstand, reißt sie sich zusammen – und erzählt nur die wichtigsten: Zum Beispiel wie es kam, daß aus einem Zwischenstop in Bombay ein Jahr wurde. Oder wie sie in der Transsib eine Mongolin überredete statt Luxushotels doch lieber einfache Unterkünfte für Travellers zu bauen. Und daß diese Frau jetzt viel Geld damit verdient.

Fast zwangsläufig folgte auf die China-Expedition ein Handbuch über die Transsibirische Eisenbahn. Denn die Strecke Peking – Moskau kennt sie in- und auswendig, verbindet sie doch ihre beiden Herzensländer. Mindestens einmal pro Jahr sitzt sie in dem legendären Zug – und immer ohne Verpflegung. „Es gibt nur einen Koch auf dieser Strecke und der mag mich einfach nicht, also bekomme ich von ihm nichts zu essen. Ich probiere es jedes Mal wieder, aber der Mann ist konsequent.“ Was für andere Reisende eine mittlere Horrorvision ist, findet Doris Knop spannend. „Ich könnte ja was mitnehmen, aber mein Gott wäre das langweilig. Auf so einer langen Fahrt sind die Leute dankbar für Unterhaltung, also erzähle ich ihnen meine Geschichte und sie laden mich dafür zum Essen ein.“

Genauso langweilig findet sie es, bei der Abfahrt zu wissen, wann sie zurückkommt. „Ich kaufe mir nie ein Rückflugticket, ich weiß doch gar nicht, was mich erwartet.“

Gudrun Kaatz