Kommentar: Rollenspiele der Macht
■ Scherf – der gute Mensch der Koalition
„Ich finde ganz stark, daß die Schüler und Schülerinnen der Kornstraße für Setareh kämpfen“, schrieb Justizsenator Henning Scherf gestern den SchülerInnen der Kornstarße auf die Unterschriftenliste, die sie anschließend dem Innensenator van Nispen übergaben. Der machte kein Hehl daraus, daß er vom Kampf der SchülerInnen nicht viel hält. Erst hatte er sie sprichwörtlich versetzt, dann stellte er deren ganze Aktion in Frage.
Man müsse doch nur die Entscheidung der Gerichte abwarten und Asylanträge stellen, versuchte er abzuwiegeln. Ein „bedauerlicher Fall“, gab er zu, für den er nichts mehr machen könne. Er lügt. Er allein trägt die politische Verantwortung. Das Erbe liberaler Innenpolitik legt er vertrauensvoll in CDU-Hand. Allzu hohe Erwartungen hat da wohl niemand, was Asylfragen angeht. Allerdings: Weniger liberal als der Liberale wird der CDU-Mann auch nicht sein.
Wie immer, wir haben ja in jedem Fall und allen politischen Belangen unseren Henning Scherf: bürgernah, hat für alle Verständnis, hört sich alles an und will sich kümmern. Mit seinen langen Umarmungen bügelt er jede rechte Falte aus. Henning Scherf ist lieb, eindeutig der Gute im Koalitionsfilm. Ob er will oder nicht, er wird auch künftig die DemonstrantInnen auf dem Marktplatz empfangen, welche die konservative Politik auf die Straße treibt. So wie gestern. Henning Scherf wird viel zu tun haben. Dora Hartmann
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