Sanssouci: Nachschlag
■ Rap-Jazz funktioniert doch: Gurus Jazzmatazz im Huxley's
Die Jazzmatazz-Family ist da. Guru, der Rapper von Gang Starr, ging erneut seiner Jazz-Liebe nach und hat für die neue Jazzmatazz fantastische MusikerInnen aus Jazz, Soul, Dancehall und HipHop zusammengesammelt. Auf der Bühne des Huxley's standen dabei, neben seinen Gang-Starr-Jungs Big Shug (MC) und dem DJ Shomsky die beiden Sängerinnen Baby und DC Lee. Bernard Purdie, der für Dizzy Gillespie und James Brown trommelte, Rubin Wilson, der Hammond-Organist, Kenny Garret am Saxophon, der früher mit Miles Davis zusammenspielte, und Ronny Jordan an der Gitarre. Und natürlich Mr. Guru selbst. Ganz am Ende, bei der zweiten Zugabe, rappt er die Geschichte dieser Zusammenarbeit. Er zählt die Größen des Jazz auf und ihre Einflüsse auf HipHop. „Das, was man beim Rap nur als Samples kennt, versuche ich bei Jazzmatazz wirklich zusammenzubringen. Das ist gut für die Rapper, die ihre Roots kennenlernen, und es ist gut für die Jazzer, weil sie ihre Message an die jüngere Generation weitertragen können.“
Das scheint zu funktionieren, denn nach wenigen Stücken groovt das ganze Haus. Beim schnell gerappten, harten, abrupten HipHop genauso wie beim Soul und den Jazzstücken. Immer wieder formiert sich die Bühne neu, dann singt Baby mit DC Lee zusammen Töne, die aus Aretha Franklins Zeit kommen, und Big Shug und Guru legen dazwischen ihre Neunziger-Jahre- Reime. Mr.-Funk-Percussionist Bernard Purdie trommelt seine Rhythmen, und Rubin Wilson schwingt auf seine Hammondorgel.
Die Mitglieder der neuen Jazzmatazz-Familie, die auf der Platte versammelt sind, werden während der ausgedehnten Tour im Sommer abwechselnd präsent sein. Dabei sind Jazzgrößen wie Branford Marsalis, Roy Ayers oder Donald Byrd zusammen mit Leuten wie dem französischen Rapper MC Solar und Chaka Khan zu hören. Patra, die Queen der jamaikanischen Dancehalls, und Ini Kamoze, Me'Shell, Soul-Rapperin Shara Nelson, die Massive-Attack-Sängerin, zusammen mit Jamiroquai oder Mica Paris. Genauso abwechslungsreich wie die Stilmischung der Platte ist Guru selbst auf der Bühne. Vom bauchmuskeltrainierten Goldkettenträger mit sichtbarem Unterhosenbund, der beim Rap über seine Homeboys erzählt, zum mützetragenden Jazz- Souler, der auch mal singt und sich ans Herz greift.
Für Puristen auf beiden Seiten bleibt Rap-Jazz ein Ding der garantierten Frustration. Die Jazzer fühlten sich eingeschränkt, und für die Rapper wummere es nicht richtig, wenn ein Funk- Gitarrist und ein Hammond-Organist den Flow zum fließen bringen, finden sie. Das Konzert hat ihnen da heftig widersprochen. Annette Weber
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