...gehn wir gleich, sprach der Emir zum Scheich

■ Kronprinz von Katar entthront seinen Vater / Politische Differenzen

Doha (AP/dpa) – Wie der Vater, so der Sohn. Der Kronprinz des arabischen Ölemirats Katar, Scheich Hamad Bin Khalifa Al Thani, hat eine Auslandsreise seines Vaters genutzt, um selbst die Macht zu ergreifen. Dieser, Emir Khalifa Bin Hamad Al Thani, hatte im Jahre 1972 selbst seinen Vorgänger in einer unblutigen Palastrevolte abgesetzt, als er gerade außer Landes weilte.

Auch diesmal verlief der Umsturz offenbar reibungslos. Er krönte den Aufstieg des 45jährigen Prinzen, der als der „starke Mann“ in der Herrscherfamilie galt. Sein Vater hatte sich aus gesundheitlichen Gründen zunehmend von den Amtsgeschäften zurückgezogen.

In einer vom staatlichen Rundfunk übertragenen Rede vor dem Kabinett sagte der neue Herrscher und bisherige Verteidigungsminister, seine Machtübernahme sei „eine Notwendigkeit zum Wohle des Vaterlandes“. Er fügte hinzu, „schwierige Umstände“, in denen sich das Emirat befinde, hätten ihn veranlaßt, „als Nachfolger meines Vaters, der unser aller geliebter Vater bleibt, die Herrschaft des Landes zu übernehmen“. Katar werde sich an alle internationalen Verpflichtungen halten.

In diplomatischen Kreisen hieß es, schon seit einiger Zeit hätten sich die Spannungen zwischen dem Herrscher und seinem Sohn verschärft. Vor allem in der Frage, wie entschieden das Emirat territoriale Ansprüche an die Nachbarn Saudi- Arabien und Bahrain verfechten solle, habe Uneinigkeit geherrscht. Emir Khalifa hatte zudem in der Vorwoche in Ägypten über die umstrittenen Pläne Katars verhandelt, eine Gaspipeline nach Europa durch Israel zu legen.

Der 65 Jahre alte Emir hält sich zur Zeit privat in der Schweiz auf. Unklarheit herrscht über die weiteren Absichten des Emirs, der nach der bisherigen Planung am 4. Juli zu einem offiziellen Besuch in Deutschland erwartet wurde.

Das Emirat Katar, das 1971 unabhängig wurde, ist eine absolute Monarchie ohne Parlament. Es gibt lediglich eine beratende Versammlung mit 35 Mitgliedern. Das Land zählt 513.000 Einwohner, von denen über zwei Drittel Ausländer sind. Täglich werden 378.000 Barrel Öl exportiert, das Prokopfeinkommen zählt zu den höchsten auf der Welt.