Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

A

Abyss – Director's Cut USA 1989/93 R: James Cameron, D: Ed Harris, Mary Elisabeth Mastrantonio

„Die grundlegenden Schwächen der 1989 veröffentlichten Version – kaum entwickelte Charaktere und ein lahmer Höhepunkt, der wie eine Kopie von Spielbergs „Begegnung der 3. Art“ wirkte – wurden in dieser Fassung behoben. Obwohl sie länger als die erste ist, wirkt sie kürzer, weil Geschichte und Personen nicht mehr den Thrills und Special Effects geopfert werden. Die Version von 1993 ist, obwohl manchmal allzu unheilschwanger, ein Science-Fiction-Spektakel in der Größenordnug von „2001“, mit einer guten Leistung von Ed Harris in der Hauptrolle.“ (Chris Tookey) Modernes

Amigomio Argentinien/Deutschland 1995, R: Jeanine Meerapfel und Alcides Chiesa, D: Daniel Kuzniecka, Diego Mesaglio, Mario Adorf (span. Originalfassung mit Untertiteln)

Ein dreißigjähriger Akademiker macht zusammen mit seinem kleinen Sohn eine wunderschöne, abenteuerliche Reise durch Lateinamerika, aber für beide ist sie trotz der landschaftlichen Schönheiten und Solidarität der Menschen, die ihnen begegnen, eine Quälerei, denn beide fahren sie ins Exil. Der Film erzählt behutsam und mit viel Einfühlungsvermögen von der Sehnsucht nach einer Heimat: Auch die Großeltern des kleinen Amigomio sind schon Exilanten aus Europa gewesen. Ihr Sohn ist nie ganz in Argentinien heimisch geworden, und so sieht er sich selbst als „internationalen Gringo“. Diese Mischung aus Roadmovie und Beziehungsdrama hat einen ganz eigenen melancholisch-poetischen Stil. Wie ein Engel der ewigen Rebellion folgt den beiden Helden auf der Reise ein europäischer Revoluzzer, der ständig verhaftet wird, und der doch nie verschwindet. (hip) Cinema

B

Bad Boys – Text siehe unter Harte Jungs

Betty und ihre Schwestern USA 1994, R: Gillian Armstrong, D: Winona Ryder, Susan Sarandon

„Dies ist bereits die dritte Adaption von Louisa May Alcotts klassischer Geschichte einer Familie in Neu-England, die sich durch harte Zeiten während des amerikanischen Bürgerkriegs kämpft. Ryder wirft sich in ihre Rolle der heißköpfigen Jo, bis zum Überlaufen erfüllt von Nervosität und erhoffter Leidenschaft. Armstrong zeigt eine dunkle Vision der March Familie, die auch deren transzendentalen Glauben mit einschließt. Zum Ende hin fühlte ich mich dann aber doch überhäuft von der schieren Tugend aller Beteiligten. Obwohl wunderschön anzusehen, ist der Film einfach zu sehr getränkt von der Milch der frommen Denkensart.“ (Time Out) Atlantis

Die Biene Maja Japan/Österreich 1977

Einige Episoden aus der erfolgreichen Fernseh-Serie mit Maja, dem dicken Willy und vielen Käfern. Natürlich schmettert Karel Gott seine große Maja-Arie als Titelsong. Ufa-Palast

Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Kroll

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminiszenzen an das Deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achtziger. Im Grunde ist „Der Bewegte mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein Buddie Movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd-Film) Ut-Kino

Die Brady Family USA 1995, R: Betty Thomas, D: Sheely Long, Gary Coel

„Die Brady-Family - das sind Vater, Mutter, drei Jungen und drei Mädchen. Sie alle leben in ihrer kleinen Welt, die mitten in den wilden Siebzigern stehengeblieben ist – wohlgemerkt, wir befinden uns in den Neunzigern! Sie kleiden sich schrill-bunt, lieben sich über alles und machen sich höchstens Sorgen, von ihren Plateausohlen zu stürzen. Doch dann kommt ein böser Spekulant und will ihr „home, sweet home“ abreißen. In den USA war die Komödie ein Hit, allerdings kennt man dort auch die alte TV-Serie, auf der der Film beruht, viel besser. Ob sich so viele Deutsche daran noch erinnern?“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

C

Crooklyn USA 1994, R: Spike Lee, D: Alfred Woodard, Delroy Lindo Woody

Ein extremer Fall von Selbstüberschätzung: Spike Lee scheint zu glauben, seine Kindheit in den Straßen vom Brooklyn der 70er Jahre ist für sich schon so interessant, daß es reicht, wenn er seine Erinnerungen daran ohne weiter auf Form und Stil zu achten vor dem Publikum ausbreitet. Das Ergebnis ist ein diffuser Haufen von Szenen, in denen Erwachsene sich streiten und ewig Kinder herumplärren. Nicht einmal auf das Niveau einer schwarzen Soap Opera konnte sich Lee dabei retten. Das einzig Erträgliche an diesem Flop ist die tolle schwarze Musik, aber leider schwatzen die Schauspieler ständig in den Soundtrack. (hip) Atelier

D

Drei Farben: Weiß Frankreich 1994, R: Krzysztof Kieslowski, D: Julie Delpy, Zbigniew Zamachowski

„Polnischer Friseur wird von seiner französischen Frau davongejagt, erlangt in Warschau rasch großen Ruhm und rächt sich an ihr, indem er sie durch Vortäuschung seines Todes ins Gefängnis bringt. Zweiter Teil der Trilogie über die Farben der Trikolore, der dem Thema Gleichheit gewidmet ist. Meisterhaft inszenierte und gespielte Komödie über die Ungleichheiten im menschlichen Leben und unter den Nationen.“ (multimedia) Gondel

Dumm und Dümmer USA 1994, R: Peter Farrelly, D: Jim Carrey, Jeff Daniels

„Zwei Blödiane tölpeln sich zweitausend Meilen durch die USA, um einen dubiosen Koffer im Skiparadies Aspen abzuliefern. Peter Farrellys Film, der in den USA bereits über 110 Mio. Dollar einspielte, steht in der Tradition von „Waynes World“ und bedient sich auch bei Klassikern wie Laurel & Hardy und den Marx Brothers – ohne diese Vorbilder allerdings je zu erreichen.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Palast

F

Fellinis 8 1/2 Italien/Frankreich 1962, R: Federico Fellini, D: Marcello Mastroianni, Claudia Cardinale

„Wie in einem Brennglas konzentrieren sich Fellinis Magie und Kunst in „Otto E Mezzo“, seinem Portrait des Künstlers als Filmregisseur. Fellini selbst sagt: Im Grunde ist „8 1/2“ ein Film, der befreien will: ein schwer zu fixierendes Mittelding zwischen einer unzusammenhängenden psychoanalytischen Sitzung und einer etwas planlosen Gewissenserforschung.“ (Harald Eggebrecht) Filmstudio

Ferngully USA 1992, R: Bill Kroyer, D: viele schön gezeichnete Viecher

„Die simple Story mit der tiefgrünen Message dieses Animationsfilms ist visuell überzeugend und attraktiv umgesetzt. Das liegt nicht nur an der gründlichen Recherche, in deren Verlauf sich das Team für eine Weile in den australischen Regenwald einquartierte, um vor Ort ein sinnliches Gespür für den virtuellen Set zu entwickeln. Auch die einfallsreiche Gestaltung der handelnden Personen trägt viel dazu bei, daß sich die Gesamtwirkung schließlich schwebend über den dünn und dürftig gewebten Handlungsteppich erhebt.“ (epd-Film) Atlantis

Forrest Gump USA 1994 R: Robert Zemeckis, D: Tom Hanks, Sally Field

Als eine Mischung aus Zelig, dem braven Soldaten Schweijk und Dostojewskis „Idiot“ sieht man Tom Hanks neben John Lennon, Senator Wallace und den Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon. Irgendwie ist er auch für die Hüftschwünge von Elvis, Watergate und einen Kult verantwortlich. Ein komisches und sehr smartes Epos über einen typischen amerikanischen Helden. (hip) City

Fred Feuerstein lebt gefährlich USA 1966, R: Joseph Barbera, William Hanna

Dies ist nicht der neue Realfilm, sondern ein 30 Jahre alter Zeichentrickfilm von den Schöpfern des großen Steintalers Barbera/Hanna. Fred muß als James Bond der Steinzeit die ganze Welt vor der Superwaffe des Bösewichts „Grüne Ganz“ retten. Kino 46

Funny Bones Großbritannien 1994, R: Peter Chelsom, D: Oliver Platt, Jerry Lewis

Die Tränen eines Clowns gehören wohl zu den wirkungsreichsten Tricks der dramatischen Künste. In diesem Film gibt es gleich zwei von diesen weinenden Bajazzos: Jack ist von Natur aus so komisch, daß er eine Gefahr für seine Umwelt ist, und Tommy versucht mit allen Mitteln, das Publikum zum Lachen zu bringen, bleibt aber doch immer nur im Schatten seines Vaters: des erfolgreichsten Komikers von Amerika. Jerry Lewis wurde diese Rolle direkt auf den Leib geschneidert. Eine weitere Hauptrolle spielt Blackpool, der etwas heruntergekommene englische Badeort, den der Regisseur mit wunderbar gespielten Originalen bevölkert, die nicht zu Typen reduziert werden, sondern durch Chelsoms liebevollen Blick lebendig werden. So hat dieser sehr komische Film auch eine seltene emotionale Wärme. (hip) Schauburg, Ufa-Stern

H

Harte Jungs – Bad Boys USA 1995, R: Michael Bay, D: Martin Lawrence, Will Smith

„Actionkomödie um zwei farbige US-Comedy-Stars, die harten Thrill und wortlastige Verwechslungskomödie vereinen soll. Ein mißglückter Versuch, der das Dilemma eines ganzen Genres offenbart: zwischen irrwitzig schnellen Action-Teilen viel Handlungszeit überbrücken zu müssen.“ (Filmdienst) UT-Kino, Ufa-Palast auch in der Originalfassung

I

Im Sumpf des Verbrechens USA 1994, R: Arne Glimcher, D: Sean Connery, Laurence Fishburne

„Im letzten Drittel wird das Tempo des Films mit viel unzusammenhängenden Actionszenen angezogen, damit man nur ja die Löcher im Plot nicht bemerkt. Ed Harris als wahnsinniger Serial Killer kommt aus der gleichen Gußform wie Hannibal Lecter, während Connery und Fishburne sich genau so bekriegen wie Steiger und Poitier bei „In der Hitze der Nacht“. Aber im Gegensatz zu dem Filmklassiker weiß hier Regisseur Arne Glimcher nur wenig mit dem Drehort in einer Kleinstadt in den amerikanischen Südstaaten anzufangen.“ (Time Out) Ufa-Stern

In The Army Now USa 1994, R: Daniel Petrie jr., D. Pauly Shore

„Militärklamotte, in der zwar für reichlich Tempo und Pyrotechnik gesorgt wird, doch strohdumme Sprüche und ein eklatanter Mangel an Ironie oder Satire drücken die Qualität. Titelvorschlag fürs Sequel: „Beavis und Butthead vor Stalingrad“. (TV-Spielfilm) UT-Kino

I.Q. – Liebe ist relativ USA 1994, R: Fred Schepsi, D: Walter Matthau, Meg Ryan, Tim Robbins

Eine nette romantische Komödie, in der Walter Matthau als Albert Einstein den Kuppler spielt, der den netten Automechaniker Tim Robbins und die unsichere Akademikerin Meg Ryan zusammenbringt. Ganz auf Komik und Gefühle ausgelegt, erzählt uns dieser Film nichts über das Leben des Physikers im amerikanischen Exil - Einstein ist hier völlig auf die Ikone reduziert. Walter Matthau spielt ihn allerdings so schön, daß man dem Film seine Oberflächlichkeit gerne verzeiht. (hip) Ufa-Stern

K

Der König der Löwen USA 1994, R: Rob Minkoff

„Auch das neueste Produkt aus den Cartoon-Studios der Disney Fabrik ist für Superlative gut, räumte „The Lion King“ doch als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten an den amerikanischen Kinokassen ab. Einen Großteil seines Charmes verdankt er den skurrilen und witzig portraitierten Randfiguren. Und deren Kapriolen entstehen nach wie vor in Handarbeit.“ (TV-Spielfilm) UT-Kino, Ufa-Palast

L

Legenden der Leidenschaft USA 1994, R: Edward Zwick, D: Brad Pitt, Anthony Hopkins

Ein grandioses Epos soll diese Mischung aus „Bonanza“ und „Vom Winde verweht“ unbedingt sein. Heraus kommt am Ende nur eines: Nichts ist langweiliger als ein Film über Männer, die sich wie Heilige aufführen und schließlich als Heulsusen enden. (hip) City

Der Leihmann Deutschland 1995, R: Claus -Michael Rohne, D: Kai Wiesinger, Chantal De Freitas, Michael Schreiner

Sie mußte ja kommen: die deutsche Komödie zum Thema Samenspenden. Der Werbespruch auf dem Plakat läßt das Niveau des Werkes erahnen: „Wenn's der eigene nicht kann, wie wär's mit einem Leihmann?“ UT-Kinocenter

Die letzte Vorstellung USA 1971, R: Peter Bogdanovich , D: Jeff Bridges, Cybill Shepherd

1951 wird in dem öden Provinzstädtchen Anarene das letzte Kino geschlossen. Um diese „Last Picture Show“ herum erzählt der Film in ruhigen Schwarzweiß-Bildern von einer Gruppe Jugendlicher, die ihre ersten Erfahrungen mit der Sexualität machen und der Langeweile des Ortes entrinnen wollen. Bogdanovich mag seine Filmfiguren, und es ist ihm wichtig, von ihnen zu erzählen. Deshalb stimmt alles an diesem Film aus den frühen 70er Jahren: der wehmütige Sonny, der Draufgänger Duane und die eisige Blondine Jacy sind noch genauso frisch und lebendig wie vor über zwanzig Jahren. (hip) Gondel

Little Indian Frankreich 1994, R: Herve Palud, D: Thierry Lhermitte

„Im verflixten 14. Jahr nach der Trennung von seiner Frau will der Pariser Börsenmakler Stephane eigentlich nur die Scheidung durchdrücken. Doch die Ehemalige überrascht den Großstadtneurotiker mit einem gemeinsamen Sohn. Der Filius hat genug vom feuchtwarmen Dschungel und fährt mit Papa nach Paris. Dort nervt der Bonsai-Tarzan mit Vogelspinne, Pfeil und Bogen die Nachbarn und erklettert den Eiffelturm so leichtfüßig, als wäre er eine Urwaldpalme. Schon über 7 Millionen Franzosen ergötzten sich an der beschwingten Sommerkomödie.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast

M

Die Mediocren Deutschland 1995, R: Matthias Glasner , D: Jasmin Tabatabai, Dani Levi

Sie sind mittelmäßig, wissen aber immerhin das lateinische Fremdwort dafür! Vier deutsche Mitglieder der inzwischen schon wieder fast aus der Mode gekommenen Generation X beweisen in dieser „neo-romantic-fast-food-comedy“ wie unattraktiv und langweilig man mit Anrufbeantworter und virtuellem Realitätsspielzeug vor sich hin leben kann. Während eine entsprechende amerikanische Zeitgeistkomödie mit „Reality Bites“ noch halbwegs treffend betitelt war, paßt auf diesen Nachzügler des Trends eher das Urteil „Reality Bores“. (hip) Atelier

Miami Rhapsody USA 1994, R: David Frankel, D: Sarah Jessica Parker, Antonia Banderas, Mia Farrow

„Kann man vertrauensvoll zum Ja-Wort schreiten, wenn alle Verwandten und Bekannten lustvoll der ehelichen Untreue frönen ? Und welche Tochter würde nicht die Contenance verlieren, wenn sie sich mit der Mutter den glutäugigen Liebhaber teilt ? Dies sind Fragen, die nicht nur zufällig Antworten vom Schlage Woody Allens vermuten lassen. Denn vom Witz des New Yorker Stadtneurotikers hat sich Regiedebütant und Drehbuchautor David Frakel für seine romatische Komödie eine Menge abgeschaut. Schließlich dreht sich bei ihm das Beziehungskarussell so rasant, daß das Vergnügen an den erotischen Eskapaden der Ehemänner und Ehefrauen einem die Lachtränen in die Augen treibt.“ (TV-Spielfilm) UT-Kino

Mister Cool USA 1994, R: Keenen Ivory Wayans, D: Keenen Ivory Wayans, Charles S. Dutton

„Einfallslose Actionkomödie! Die Hauptfigur in diesem 08/15-Film, der sich nie zwischen Action und Komödie entscheiden kann, ist der heruntergekommene Detektiv und Ex-Cop Andre Shame (TV-Comedy Star Keenen Ivory Wayans). Übrigens heißt „shame“ übersetzt Schande, und damit liegt man hier garnicht so falsch.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

N

Nils Holgerssons wunderbare Reise Schweden 1962, R: Kenne Fant, D: Max von Sydow, Sven Lundberg

„Die märchenhafte Reise eines kleinen schwedischen Jungen, der auf dem Rücken eines Gänserichs über die weite Heimat fliegt. Ein auf seine Weise großartiges Epos der Liebe zu Land, Tieren und Menschen, nach dem klassischen Kinderbuch von Selma Lagerlöf.“ (Rororo Filmlexikon) City

O

Ossessione – Von Liebe besessen Italien 1942, R: Luchino Visconti, D: Massimo Girotti, Clara Calamai

Viscontis erster Film ist eine Bearbeitung des amerikanischen Thrillers „The Postman always rings twice“ von James M. Cain, von dem es noch drei weitere Verfilmungen gibt, darunter die sehr spekulative mit Jessica Lange und Jack Nicholson. Unbestritten gilt „Ossessione“ als Beginn des modernen italienischen Kinos. Er ist aber alles andere als ein Museumsstück der Filmgeschichte. Seine emotionale Kraft wirkt immer noch unmittelbar auf den Zuschauer, da ist nichts verstaubt oder altmodisch. Viscontis tiefer Pessimismus tritt in dieser Geschichte über die destruktive Kraft der sexuellen Leidenschaft schon ausgeprägt zutage. (hip) Kino 46

Outbreak USA 1995, R: Wolfgang Petersen, D: Dustin Hoffman, Donald Sutherland

In Wolfgang Petersens neuem Thriller über aus der Kontrolle geratene biologische Kampfstoffe kann man es wirklich mit der Angst bekommen, denn nichts, was er zeigt, wirkt besonders fantastisch oder unrealistisch. Die Story könnte morgen genauso in der Zeitung stehen. Anders als bei Petersens Erfolgsfilm „In the Line of Fire“ ist hier das Szenario wichtiger als die einzelnen Szenen, und manchmal artet der Film in eine von Hollywoods Materialschlachten aus. (hip) UT-Kino, Ufa-Palast

P

Pret-A-Porter USA 1994, R: Robert Altman, D: Sophia Loren, Marcello Mastroianni, Tim Robbins

„Altman nutzte die an Aufgeblasenheit kaum zu überbietenden Pariser Pret-A-Porter-Shows und drehte vor Ort eine aberwitzige Gechichten-Collage mit über 30 tragenden Rollen (und Stars), die über Intrigen und Sehnsüchte miteinander verwoben sind. Altman bricht mit dem schönen Schein, indem er den Blick hinter die Kulissen ermöglicht, auf Eitelkeit, Geltungssucht und vor allem Profitgier.“ (TV-Spielfilm) Modernes

Der Priester Großbritannien 1994, R: Antonia Bird, D: Linus Roache, Tom Wilkinson

"Priest – ein Film über einen schwulen katholischen Priester, einen zweiten, alkoholsüchtigen, und einen weiteren, der mit seiner Haushälterin liiert ist - wurde mit Preisen und Protesten überhäuft. Der Film erzählt seine Geschichte melodramatisch, stellenweise humorvoll, im ganzen aber sehr gleichnishaft. Wie schon „Philadelphia“ geht auch „Priest“ ins Taschentuch. Im Gegensatz zu Hollywood zeigt die Regisseurin Antonia Bird sogar einen zwischenmännlichen Zungenkuß und einen weichgezeichneten Analverkehr.“ (taz) Schauburg

Pulp Fiction R: Quentin Tarantino, D: Uma Thurman, John Travolta, Harvey Keitel

„Das Bild einer verkommenen, brutalen Welt, das hier mit großem Nachdruck aufgebaut wird, fällt freilich bei näherer Betrachtung in sich zusammen. Weil für die meisten Beteiligten – ob sie es verdient haben oder nicht – alles noch einmal glimpflich ausgeht, läuft der Furor ins Leere.“ (epd) Ufa-Stern

R

Rennschwein Rudi Rüssel Deutschland 1994,R: Peter Timm, D: Ulrich Mühe, Iris Berben, Karl Liefen

„Zuppi Gützkow, ganze neun Jahre alt, gewinnt den Hauptpreis auf dem Feuerwehrfest: ein quietschfideles Ferkel. Rudi Rüssel, wie die Kinder den rosa Vierbeiner getauft haben, ist schließlich der Grund dafür, daß die Familie die Wohnung verliert. Aber natürlich wäre dies keine Familienkomödie, wenn sich nicht alles in rosa Wohlgefallen auflösen würde.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

Rob Roy USA 1994, R: Michael Caton-Jones, D: Liam Neeson, Tim Roth, Eric Stoltz

„Kurz vor der Reisewelle kommt ein pralles Kilt-und-Schwert-Spektakel in die Kinos, das durch die Kamera von Karl Walter Lindenlaub die Highlands von Schottland zum verlockenden Familenurlaub empfiehlt. „Rob Roy“ erzählt spannend und manchmal herzzerreißend episch die heroische Legende eines schottischen Freiheitskämpfers, der sich gegen den englischen Adel auflehnt. Liam Leeson spielt den Rächer für Ehre und Gerechtigkeit, Tim Roth den spitzzüngigen und hinterhältigen Engländer, für den man so ins Schwärmen geraten kann, daß sogar die guten alten Werte ins Hintertreffen geraten.“ (tip) City

Ronja Räubertochter Schweden/Norwegen 1984, R: Tage Danielsson, D: Hanna Zetterberg

Neben den Pipi Langstrumpf Filmen sicher die gelungenste Adaption eines Romans von Astrid Lindgren. Die Räuber sind lieb und dumm, die Landschaft richtig schön wild und Ronja ein pfiffige sowie durch und durch pazifistische Heldin. City

Stargate USA 1994, R: Roland Emmerich, D: Kurt Russel, James Spader

„Regisseur Emmerich hämmert jedes Detail mit unnötiger Überdeutlichkeit ein. Es gibt einen blasierten Grundzug von unangenehmer Gönnerhaftigkeit, wenn Sklaven gegen ihre Herrscher aufgeputscht werden und dabei reagieren wie in der Fantasie eines amerikanischen Politikers von dankbaren Völkern der dritten Welt, die um militärische Hilfe betteln.“ (Sight and Sound) Ufa-Stern

Stephen Kings The Mangler ????

Eine King-Adaption, die so mysteriös ist, daß vom Kino weder Herstellungsland und -jahr, noch Regisseur oder Besetzungsliste zu erfahren waren. Ein Überraschungsfilm im wahrsten Sinne des Wortes. Ufa-Stern

Stirb Langsam: Jetzt erst recht USA 1995, R: John McTiernan, D: Bruce Willis, Jeremy Irons

„In den beiden ersten „Die Hard“ Filmen startete Bruce Willis immer als halbwegs ordentlich gekleideter Kerl, um dann als zerzupfter, blutender Held zu enden. In „Die Hard with a Vengeance“ trägt er gleich zum Beginn ein schmutziges Unterhemd, wie um zu signalisieren: „Warum nicht gleich zur Verfolgungsjagd schneiden?“ Was die Fans erwarteten, und was dieser Film auch bietet ist pure Action mit noch größeren Explosionen und Stunts. Aber durch ein schwaches Drehbuch ist dies dennoch der schwächste von den drei „Die Hards.“ Was fehlt ist der selbstironische Witz der von Willis gespielten Filmfigur John McClane.“ (New York Times) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

T

Tank Girl USA 1995, R: Rachel Talalay, D: Lori Petty, Malcolm McDowell

„Die amerikanische Verfilmung eines britischen Unterground-Comics. Tank Girl stampft (und rollt mit ihrem Panzer) durch ein post-apokalyptisches Australien, begleitet von ihren Freunden, Kreuzungen aus Mensch und Känguruh. Lori Petty als erster Versuch Hollywoods, ein Riot Grrl auf die Leinwand zu bekommen. Schnelles, buntes, lautes Kino, das auch die Comic-fans nicht völlig enttäuscht. Mit ein wenig mehr Mut hätte „Tank Girl“ die „Barbarella“ der 90er werden können.“ (tip) City

Themroc Frankreich 1972, R: Claude Faraldo, D: Michel Piccoli

„Ich habe schon lange keinen derart radikalen, im positiven Sinne geschmacklosen, befreienden, bis ins kleinste Detail witzigen und satirischen Film gesehen wie diesen. Wo Claude Chabrol behutsam und äußerst subtil mit dem Skalpell die dünne Haut der Zivilisation abtrennt, um den wilden Menschen darunter freizulegen, da bricht hier die kannibalische, getretene Kreatur vulkanartig und brutal durch die gelackte Oberfläche und zerfetzt zumindest für zwei Kinostunden den schlimmen Gang der Dinge. Anarchie sei der Terror der Starken und die Hoffnung der Schwachen, hat James Reston mal geschreiben. Die Farbe von „Themroc“ ist vom Schimmer dieser Hoffnung.“ (Wolfgang Limmer) Kino 46

Der Tod und das Mädchen England/USA/Frankreich 1994, R. Roman Polanski, D: Sigourney Weaver, Ben Kingsley

„Jetzt hat Polanski einen intimen Film über den Terror gedreht. Einen Film, wie ihn kaum jemand von ihm erwartet hatte und der trotz mancher Anklänge an seine Klassiker anders ist als alles, was Polanski je auf die Leinwand brachte. Gelungen ist ihm ein großartiges Comeback, ein furchterregendes Psychodrama über die verheerenden Folgen von Diktaturen, darüber, wie die Erinnerung an Verfolgung, Erniedrigung und Folter ganze Lebensläufe beherrschen und vergiften kann. „Der Tod und das Mädchen“ handelt vor allem davon, daß die Vergangenheit für die Leidtragenden der Geschichte niemals vergangen ist.“ (Der Spiegel) City

W

Das wahre Sexuallleben der Belgier Belgien 1994, R: Jan Bucquoy, D: Jan Bucyuoy, sophie Schneider

„Eitelkeit kann man dem belgischen Schriftsteller und Regisseur Bucquoy wohl kaum nachsagen, wenn er sich selbst in der Hauptrolle zu seinem autobiographischen Portrait eines Künstlers als jungem Schmutzfink besetzt. Er stopft zwar im Laufe des Films nur eine Portion Pommes mit Mayo in sich hinein, sieht aber so aus, als würde er sich von nichts anderem ernähren. Vom ungeschickten, klebrigen Jungen aus einer kleinen Stadt zum ungeschickten, klebrigen Fast-Mann in der großen Stadt: das ist der Weg dieses Möchtegern-Revolutionärs, Schriftsteller-Aspiranten und ständig hoffnungsvollen Liebenden. Dies ist keine lüsterne Darstellung von wollüstigen Abenteuern im Reich des Biers und der Muscheln, sondern eine wacklige, entwaffnend witzige Sammlung von amourösen Disastern aus der dumpfen belgischen Provinz. (Time-Out) Cinema

When Night is Falling Kanada 1994, R: Patricia Rozema, D: Pascale Bussieres, Rachael Crawford

Warum sollen nicht auch die Lesben ihren eigenen, gnadenlos kitschigen Liebesfilm haben, in dem eine schöne Frau der anderen sehnsüchtig in die Augen blickt, das „Coming Out“ einer protestantischen Lehrerin in den schönsten Bonbonfarben gefeiert wird, und ihre wild romantische Freundin in einem wild romantischen Zirkus ständig bei exotisch, grazilen Performances gezeigt wird? Wer allerdings hofft, daß die Regisseurin von „I've Heard the Mermaids Singing“ hier auch etwas von dessen Leichtigkeit, Witz und Poesie entwickelte, wird schwer enttäuscht sein. (hip) Cinema, Gondel

Z

Zauber eines Sommers USA 1995, R: Craig Bolotin, D: Juliette Lewis, C. Thomas Howell

„Die elfjährige Alice bewundert Sheryl, das Mädchen von gegenüber, die mit dem coolen Rick geht. Von „American Graffiti“ bis „Meerjungfrauen küssen besser“ lassen alle Wir-werden-erwachsen-und-lernen-die-Liebe-kennen-Filme grüßen. Leider nur inhaltlich, nicht qualitativ. Bei Juliette Lewis muß man sich inzwischen fragen, ob sie nach „Kap der Angst“ nicht doch gewaltig überschätzt worden ist. Und C. Thomas Howell wünscht man in so manchen Momenten zurück in die Fänge des Highway-Killers „The Hitcher“.“ (TV-Spielfilm) Europa

Der Zaubertroll USA 1994

Zeichentrickfilm über einen kleinen Troll, der im New Yorker Central Park Zauberkunststücke vorführt.Ufa-Palast