Alarm geschlagen

■ Rat der Künste fürchtet Schließungen

Der Rat der Künste hat gestern vor der Gefahr neuer Schließungen kultureller Einrichtungen in der Stadt gewarnt und auf zusätzliche Kostenbelastungen hingewiesen. Das Gremium, dem über 150 Berliner Kultureinrichtungen angehören, forderte deshalb die verantwortlichen Politiker auf, ihre gegebenen finanziellen Zusagen auch über die Sommerpause hinweg einzuhalten.

Noch immer klaffe im diesjährigen Kulturhaushalt eine Lücke von rund 148 Millionen Mark. Der Rat der Künste wies auf das Dilemma hin, daß die vom Bund vor zwei Monaten zugesagten 28 Millionen Mark lediglich für zusätzliche Projekte gedacht seien und nicht zur Entlastung des Kulturetats.

In der nächsten Woche befasse sich ein Kuratorium mit der Vergabe der 28 Millionen Mark, die bis zu einer Entscheidung einen Sperrvermerk tragen. Dem Kuratorium gehören je vier Vertreter des Bundes und des Landes Berlin an. Der Rat der Künste fordert, daß die 28 Millionen Mark umgewidmet werden sollen. Nicht zusätzliche Projekte, sondern Institutionen sollten gefördert werden. Ernsthafte Vorhaben ließen sich zudem kaum noch in diesem Jahr verwirklichen.

Schaubühnenleiter Jürgen Schitthelm wies darauf hin, daß unklar sei, ob die Tariferhöhungen von den Institutionen aus dem laufenden Jahresetat beglichen werden müßten.

Durch die Tarifanpassung im Ostteil der Stadt an den Westteil habe die Staatsoper beispielsweise Steigerungen um 17,2 Prozent zu verkraften. Zudem sei von einer zusätzlichen Kürzung des Kulturetats um 20 Millionen Mark noch im laufenden Jahr die Rede. Die ersten Kulturinstitutionen hätten bereits Sparauflagen im laufenden Etat erhalten.

Für die ab 1996 jährlich zur Verfügung stehenden 60 Millionen Mark aus Bonn für die Berliner Kultur forderte der Rat der Künste eine Beteiligung von fachlich kompetenten Persönlichkeiten bei der Vergabe. Außerdem wird ein Hauptstadt-Kulturfonds vorgeschlagen, der Projekte fördern soll. taz/dpa