■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Scherf sprachlos und Wedemeier hinten links

Die Wahl des Senats war schon immer eine geheime Sache, daß aber auch der Antritt der frischgewählten Landesregierung völlig sprachlos verläuft, das ist eine Neuerung, die Bremen den Irrungen und Wirrungen der Großen Koalition zu verdanken hat.

Wollte doch Henning Scherf eigentlich gleich nach seiner Wahl zum Präsidenten des Senats eine Erklärung abgeben. So hatte es die SPD auch beim Bürgerschaftsvorstand angemeldet. Doch da sitzt für die CDU noch immer Ulrich Nölle. Und der eilte, kaum hatte er die Nachricht von Scherfs Mitteilungsbedürfnis vernommen, ans Telefon. Und kam wenig später mit der entschiedenen Meinung zurück: Nach der Senatswahl keine Erklärung, keine Diskussion, basta.

Mit wem Nölle telefoniert hatte? Mit seinem neuen Freund Scherf. Und wo der das Wort nimmt, da will jetzt Nölle auch was sagen – oder eben beide nicht. Auch wenn die Opposition murrte, das Bürgerschaftspräsidium strich kurzerhand den Tagesordnungspunkt, und so heißt es dort nun: „Vereidigung des Senats. Ohne Debatte. Hiernach ist eine kurze Unterbrechung vorgesehen.“ Darf Scherf also zumindest im Foyer was sagen.

Da werden wir dann auch eine strahlende neue Bildungswissenschaftskustundsportsenatorin erleben dürfen: Bringfriede Kahrs, die in der kommenden Woche endlich den Karrieresprung aus dem Dunkel der Fraktion geschafft hat. Das hatte die Lehrerin schon einmal versucht, vor zwei Jahren. Da nämlich wollte sie Schulleiterin der Erwachsenenschule werden. Nebenbei als Nachfolgerin von Hans-Helmut Claußen, dem LSB-Claußen. Bringfriede Kahrs fuhr ein glänzendes Ergebnis ein. 110 LehrerInnen hatten zu entscheiden, einstimmig war das Ergebnis für die Kandidatin aus der SPD-Fraktion. Soll heißen: eine Stimme für Kahrs.

Während sich vorne im Parlament die Senatsbank erst zurechtruckeln muß, ist in der letzten Reihe schon alles klar. Da sitzt bei der SPD künftig der Ex-Senat versammelt: Evi Lemke-Schulte, Sabine Uhl, Manfred Fluß und ganz hinten links Klaus Wedemeier. Genau auf diesem Platz hatte er 1971 auch als Jung-Abgeordneter angefangen. „Und als Rechtsbeistand haben wir uns noch Horst Isola dazugeholt“, erzählt Wedemeier wohlgemut jedem, der es wissen will. Der paßt schließlich gut auf die Verlierer-Bank, wollte er in der SPD doch schon so vieles werden und hat es doch nie geschafft. Rosi Roland