Schöner Leben
: Nieder mit der Maukenmode

■ Gegen den Stinkefuß der Moderne

Also, da ist er nun da, der Sommer, mit brütender Hitze, mit Ozon und Schweiß, und trotzdem kleiden sich die Leute, als ginge es zu einer Gletscherwanderung in die Antarktis. Untenrum zumindest: Stiefel bis unters Knie gebunden, Klotzschuhe mit Gummisohlen, die eine perfekte Asphalthaftung versprechen und jedem LKW gut anstünden. Ich frage mich immer: Was passiert eigentlich, wenn die Leute ihre Fußschellen abends ablegen? Das muß doch tierisch stinken! Kann mir doch keiner erzählen, daß derart luftdicht verpacktes Fußfleisch nicht anfängt zu qualmen.

„Na ja“, gesteht ein Bekannter, dessen Schuhsortiment jeden Gang zum Postkasten in eine Camel-Trophy, jeden Gang zum Büro in eine Adventure-Tour verwandelt. „Ich stelle meine Mauken abends immer auf den Balkon.“ Tote Vögel und abgestorbene Flora habe er noch nicht daneben gefunden, nur die Schuhe seiner Freundin.

Das klingt ebenso glaubhaft, wie sein Einwand, in Turnschuhen hätten seine Füße auch nicht gerade nach Jasmin geduftet. Aber ist das ein Grund, der Verpestung der Umwelt in neuem Gewande Vorschub zu leisten? „Das ist eben Mode“, bemerkt mein Bekannter lakonisch, „und über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten.“ In diesem Falle bin ich ganz anderer Meinung. Im Verlauf des Streits nannte ich meinen Bekannten „Stiefellecker“ und „Maukenmuffel“ und drohte ihm Meuchelmord an. Vergeblich, ich konnte ihn nicht überzeugen. Dafür zähle ich jetzt einen Bekannten weniger. Aber ich hab ja noch meine Sandalen.

Dora Hartmann