Magister für Frauenforschung

■ Bremer Uni will ein Zentrum für feministische Studien einrichten

„Frauenforschung muß endlich institutionalisiert werden“, fordert Marianne Friese, wissenschaftliche Assistentin im Studiengang Weiterbildung und Frauenbeauftragte an der Bremer Universität. Dieser Ansicht ist auch Jürgen Timm, Rektor der Universität. Er hat deshalb am 14. Juni im Akademischen Senat (AS) beantragt, ein Zentrum für feministische Studien (ZFS) einzurichten – der Antrag wurde angenommen. Nun wird eine Gründungskommission zusammengestellt, die die Aufgaben des Zentrums konkret ausarbeiten soll. Marianne Friese hofft: „Eventuell kann das Zentrum im Wintersemester 96/97 seinen Lehrbetrieb aufnehmen“.

Schon seit Jahren diskutiert der AS, das höchste Gremium der Universität, wie Frauenforschung gefördert werden kann. Über die ganze Universität verstreut gibt es einzelne Arbeitsgruppen und Projekte zu feministischer Wissenschaft und auch eine „Wissenschaftliche Einheit Frauenforschung“ – allein, den Frauen fehlt die uniweite Koordinierung und damit auch die gebündelte Durchsetzungskraft. Die Folge: Um jeden einzelnen Lehrauftrag für feministische Wissenschaft muß in den Studiengängen immer wieder aufs neue gekämpft werden. Seit etwa fünf Jahren bemüht sich die Universität, Professuren für feministische Wissenschaft einzurichten. Bisher konnte jedoch erst eine der insgesamt sieben beschlossenen Stellen besetzt werden.

So sollte es nicht weitergehen. Eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung für Frauenforschung sollte Abhilfe schaffen. Das war vor etwa einem Jahr. In der Zwischenzeit hat eine Arbeitsgruppe im Auftrag des AS ein Rahmenkonzept für ein solches Zentrum erarbeitet. Das ist nun auch die inhaltliche Grundlage für das beschlossene ZFS.

„Das Zentrum soll eine Doppelstruktur haben“, erläutert Marianne Friese. „Das wissenschaftliche Personal soll sowohl dem Zentrum als auch einzelnen Fachbereichen zugeordnet sein. Denn das Zentrum soll die Fachbereiche auf keinen Fall davon entlasten, selbst feministische Lehre und Forschung anzubieten“. Geplant ist, innerhalb des Zentrums einen Magisterstudiengang Frauenforschung einzurichten, der bis zum Magisterabschluß führt.

„Zusätzliche Stellen wird es allerdings für das ZFS nicht geben“, meint Ludwig Voegelin, Referent für Lehre und Forschung an der Universität Bremen. „Alle Stellen des Zentrums können nur aus den vorhandenen Stellen der einzelnen Fachbereiche gebildet werden“. Seiner Meinung nach wird das ZFS seine Arbeit erst dann aufnehmen können, wenn ein Teil der Professuren für feministische Wissenschaft besetzt ist – und wenn es gelingt, dafür Frauen zu berufen, die auch im Zentrum mitarbeiten wollen. „Verpflichten kann die Universität niemanden dazu, das Zentrum ist schließlich kein eigener Fachbereich“, erklärt Voegelin. Denn: Professuren sind in der Universität Bremen nur den Fachbereichen zugeordnet.

Eine Aufgabe des ZFS soll außerdem sein, Frauen den Weg in akademische Berufe zu ebnen. Über Doktorandinnenstellen und Stipendien, Drittmittelforschung und ein Ausbildungsprogramm für Tutorinnen sollen gezielt Frauen gefördert werden. „Die Idee des Zentrums ist das Modell einer ganz bestimmten Generation von Frauen“, sagt Marianne Friese. Von Frauen, die sich lange genug ihre Projekte und Arbeitsstellen selbst organisieren mußten und nun ihre Arbeit mit festen Stellen belohnt sehen möchten. Elke Gundel