■ Sport ist Wettstreit
: Unerfreuliche Mode

Wie bei jedem Hobby muß auch das Bedürfnis, Sport zu treiben, aus dem Herzen kommen. Es muß auf einem Bedürfnis nach Wettkampf fußen, das sowohl innerlich sein wie sich auch auf andere richten kann. Es gibt keinen Sport ohne Wettstreit. Für viele, die dem zeitgemäßen Zwang zur Schönheit unterliegen, ist Sport eine erzwungene Tätigkeit. Er wird mit genauso viel Enthusiasmus betrieben wie das Zähneputzen. Gymnastik zu machen, um etwas gegen Cellulitis zu tun, ist kaum besser, als Golf zu spielen, bloß weil auch der Chef das tut. Wieviele Frauen und Männer sind einfach nur deshalb Mitglieder eines Fitneßclubs geworden, weil ihnen das eine gute Idee zu sein schien? Wohl nur wenige. Es ist schließlich up to date, in einem Saal mit Leuten gemeinsam zu schwitzen, die man nicht kennt. Diese Sportfreunde haben die körperliche Anstrengung satt, schon lange bevor ihre neue Adidas-Kombination durch die Mode der kommenden Saison veraltet ist.

Das Unerfreuliche am Sport ist, daß er Mode ist und alle glauben, sie müßten welchen treiben, um abzunehmen und schön zu sein. Das verleiht dem Sport einen schlechten Ruf. Sport ist allen zugänglich, aber er empfiehlt sich nur für wenige. Es gibt Leute, die behaupten, sie mögen Sport, aber nicht den Wettstreit daran. Das ist dasselbe wie zu behaupten, man möge Kinder, aber keine Babys. Oder daß man die Natur mag, aber keine Brennesseln. Eins geht nicht ohne das andere. Im Sport ist der Wettstreit unabdingbar.

Ich bin in keiner Disziplin eine Spitzenathletin, aber seit meiner Kindheit habe ich Fußball, Tennis, Eisschnellauf und Golf gespielt und geliebt. Jetzt bin ich 30, und es ist klar, daß die Ausübung dieser Sportarten mich nicht in ein gnadenloses Konkurrenzwesen verwandelt hat. Dafür hat der Sport mich mit einem enormen Pragmatismus bezüglich dessen ausgestattet, was ich im Leben erreichen kann und was nicht.

Für mich hat Sport nichts mit Cellulitis oder Mode zu tun. Ich gehe selten in Fitneßcenter, denn ich meine, daß wir nicht mal Tieren diese Umgebung zumuten würden. Dagegen gibt es für mich nur wenige Augenblicke, die so erfreulich sind wie das Ausruhen nach einer Anstrengung oder die Feststellung, daß ich eine etwas bessere Zeit gemacht oder einen etwas schöneren Sieg errungen habe als das letzte Mal. Wenn die Person, gegen die ich spiele, diese Motivation teilt, können wir beide zufrieden sein. Wenn sie jedoch meint, die Hauptsache sei, mich geschlagen zu haben oder von mir geschlagen worden zu sein, würde ich nicht mehr gegen sie spielen. Alex Duval Smith

Die Autorin ist Journalistin und lebt in Paris