■ Leibesübungen haben wenig mit Genuß zu tun, sind aber sinnvoll
: Spaß macht's keinen

In der Schule habe ich den Turnunterricht gehaßt. Kinder rennen natürlich gerne rum und spielen – ich auch. Aber die steife, fast militärische Disziplin des organisierten Turnens und dazu noch das kalte Duschen hinterher – nein danke.

Den Turnunterricht hasse ich noch heute. Trotzdem trotte ich schweren Herzens immer wieder in den Gymnastiksaal und arbeite mich ein paar Stunden ab. Warum? Weil ich den Eindruck habe, daß es mir gut tut. Ich bin Journalistin. Das ist keine körperlich anstrengende Tätigkeit. Die meiste Zeit sitzt man da und starrt in den Computer. Dazu kommt häufig noch ein stressiger Arbeitstag – ein sicheres Rezept für Rückenschmerzen, Schulterschmerzen, müde Augen und steife Glieder.

Dagegen versuche ich durch Übungen etwas zu tun. Ich habe eine Menge Sachen ausprobiert. Eine Weile habe ich die Maschinen im nahegelegenen Fitneßcenter bewegt. Aber damit habe ich bald wieder aufgehört: Es war einfach zu langweilig. Man muß sich nur mal überlegen, was es heißt, einen Großteil seiner Freizeit inmitten von Muskelmaschinen zu verbringen, während man sich statt dessen angeregt mit einem Freund unterhalten, einen Roman lesen oder mit jemandem gut essen könnte. Und das noch mit einem Haufen Möchtegern-Schwarzeneggers, die deine verzweifelten Anstrengungen nur milde belächeln.

Dann habe ich es mit Yoga versucht. Das gefiel mir ganz gut, und manchmal mache ich es zu Hause noch immer. Es streckt den Körper und entspannt – aber was ist mit den Muskeln, die nicht gebraucht werden? So bin ich zu Aerobic gekommen. Und das mache ich jetzt noch immer, obwohl mir die Musik nicht gefällt. Wieso kommt eigentlich niemand mal auf die Idee, Aerobic-Kurse zu veranstalten, in denen man etwas anderes zu hören bekommt als die Top ten des letzten Jahres? Wie wär's denn mal mit Wagner.

Trotzdem mach' ich weiter. Wenn die fürchterlichen Turnstunden in der Schule etwas bei mir bewirkt haben, dann die Überzeugung, daß es nicht gut ist, nur das Gehirn zu trainieren und den Körper zu vergessen. Körper und Geist sind zwei Seiten derselben Sache – und um beide muß man sich kümmern. In der heutigen Zeit ist es leicht, den Körper zu vergessen. Dabei weiß doch jeder, wie schwierig es ist, sich energiegeladen und kreativ zu fühlen etwa wenn man Zahnschmerzen hat.

Obwohl ich also die Musik nicht mag, mich über den überfüllten Raum ärgere und die Übungen stumpfsinnig finde, würde ich das Gefühl haben, ich lasse mich hängen, wenn ich damit aufhören würde. Wer weiß, vielleicht finde ich ja eines Tages das Richtige und es macht mir sogar Spaß. Bente Buntgaard

Die Autorin arbeitet als Journalistin in Brüssel