Das Portrait
: Rasanter Aufstieg

■ Hansjörg Geiger

Besser hätte die Spitze der Gauck-Behörde gar nicht besetzt werden können. Denn ohne ihn würde Mielkes Nachlaß weder ordentlich noch sachgerecht verwaltet werden. Für den Bundesbeauftragten Joachim Gauck wird der Weggang seines Direktors Hansjörg Geiger ein schmerzhafter Verlust sein.

Offiziell herrscht Arbeitsteilung in den Büros an der Glinkastraße in Berlin-Mitte. „Jochen“ Gauck ist danach fürs Politische, Geiger (kein Spitzname) für die Verwaltung zuständig. In Wahrheit stimmen sich die beiden aufs engste ab.

Geiger wurde 1942 als Sohn einer deutsch-österreichischen Beamtenfamilie in Brünn geboren. Er wuchs im Allgäu in Bayern auf und ging in Kempten auf das Gymnasium. Er besuchte die Universitäten in Hamburg und München, studierte Jura und Politikwissenschaften. Von 1969 bis 1972 arbeitete er in der Datentechnik bei Siemens, dann in der Abteilung Datenverarbeitung der Bayerischen Staatskanzlei. Als Staatsanwalt und Richter wirkte er von 1974 bis 1977, ging danach in das bayerische Justizministerium. Anschließend war er zehn Jahre Referatsleiter beim Datenschutzbeauftragten des Landes. Dort war Geiger unter anderem für die Sicherheitsbehörden zuständig. Seine Berufung nach Köln an die Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz soll morgen nach Von der Gauck-Behörde zum Chef der Kölner Verfassungsschützer: Hansjörg GeigerFoto: Andreas Varnhorn

der Kabinettssitzung bekanntgegeben werden. Der langersehnte Urlaubstrip auf den Spuren von Bruce Chatwin im windigen Patagonien wird also wieder einmal warten müssen.

Geiger ist durch und durch ein liberaler Geist. Um so überraschender kam für viele die jetzige Berufung. 1990 war er zunächst als Leihbeamter nach Berlin gekommen, um mit Gauck die Behörde aufzubauen. Der parteilose Jurist war in allen rechtlichen Auseinandersetzungen der Behörde erfolgreich. Lob erntet der nun nach Köln Beförderte auch bei den Geheimdienstkritikern von Bündnis 90/Die Grünen. Deren Abgeordneter Werner Schulz schätzt die „korrekte Arbeit“ des Juristen und dessen „ausgesprochen seriöses Auftreten“. Seine Berufung zeige, „wie dünn die Personaldecke um Innenminister Kanther ist“.

Den einstigen Porsche hat der Unverheiratete mittlerweile gegen einen Dienstwagen getauscht. Einen solchen wird es im Fuhrpark der Kölner Schlapphüte sicher wieder geben – dann wohl gepanzert. taz/dpa