Tempodrom wird rumgeschubst

■ Im Juli Bebauungsplan für Anhalter Bahnhof / Alter Konflikt zwischen „Grün und Beton“ ist programmiert

Am endgültigen Standort für das Tempodrom südlich des Anhalter Bahnhofs wird noch gebastelt – und gesägt. Noch in diesem Monat soll der Bebauungsplan (B-Plan) der Öffentlichkeit vorgelegt werden. Sicher ist damit, daß der alte Konflikt zwischen den Kreuzberger Alternativen einerseits und der Bezirks-SPD andererseits über das Öko-Tempodrom auf dem sechs Hektar großen Biotop wieder entflammt.

Zu Beginn des Jahres hatte eine Mehrheit aus SPD und CDU im Bezirksparlament entschieden, den Kulturzirkus auf der grün verwilderten Hochfläche am Landwehrkanal anzusiedeln.

Die alternativen Politiker waren – zum Entsetzen großer Teile der eigenen Klientel – gegen den Standort, weil sie fürchteten, der Park würde verbaut. Von der Vision einer „grünen Stadtmitte“, so die grüne Baustadträtin Erika Romberg, bliebe nicht viel.

Nach der Auslegung des B-Plans „gibt es sicher Abstimmungsbedarf“ über den genauen Standort, so Dirk Jordan, alternativer Kultur-Bezirksstadtrat und derzeit Vertreter der Baustadträtin. Es müsse „geklärt“ werden, wo das Bauwerk genau plaziert werden solle. Dabei gehe es „um Meter, nicht darum, das Tempodrom zu kippen“. Nach Auskunft von Jordan soll im Oktober 1995 die BVV den Standort auf dem Gelände des Anhalter Bahnhofs festlegen.

Nicht schnell genug geht es dagegen der Architektin Jutta Kalepki, die das Tempodrom mit einer Solarkuppel bauen möchte. Es sei durchaus möglich, daß der alte Konflikt zwischen „Grün oder Beton“ wieder grundsätzlich geführt werde. Ein „Herumrücken“ des Bauplatzes auf der Hochfläche oder in Richtung Sportplatz sei schlecht. Schädlich für die Planung wäre, wenn neue Einsprüche der Bauverwaltung die Rolle des Ortes in Frage stellten. Kalepki: „Das Bauen darf nicht verhindert werden“. Der B-Plan müsse so schnell wie möglich verabschiedet werden.

Die Sorge der Architektin ist nicht unbegründet, spricht man doch im alternativen Kreuzberger Lager hinter vorgehaltener Hand davon, daß Baustadträtin Romberg den B-Plan mit Gutachten zum Grünbedarf auf die lange Bank schieben wolle.

Zuversichtlich ist bis dato noch Irene Mössinger, Betreiberin des Tempodroms. „Eigentlich habe ich das Gefühl, daß alles gut läuft“, sagte Mössinger. Dennoch glaube sie an den einmal geplanten Umzug 1997 nicht mehr. Auch die Sponsoren würden auf den Zeitraum nach 1997 vertröstet. Mössinger: „Wir werden frühestens 1998 umziehen“. Rolf Lautenschläger